1. Erschlagen bei Zürich
Am 11. Oktober 1531 wird der Reformator Ulrich Zwingli ermordet. Auf dem Schlachtfeld bei Kappel in der Nähe von Zürich wird er erstochen, gevierteilt und verbrannt. Er stirbt als Ketzer und manche werfen ihm vor, er habe entscheidend zum Krieg zwischen reformierten und katholisch geprägten Kantonen beigetragen.
Was steckt dahinter? Wer war dieser Mann, der so viel bewegt hat und bis heute verehrt wird? Warum endete sein Traum auf dem Schlachtfeld?
2. Verfolgt in Genf
Vor 500 Jahren ist ein junger Mann auf der Flucht. Einmal muss er sich sogar aus einem Fenster abseilen, um seinen Häschern zu entkommen. Er wird vom französischen König wegen seines Glaubens verfolgt, muss sich verstecken und nutzt Decknamen wie Martinus Lucanius und Charles d'Espeville. Sein richtiger Name: Johannes Calvin.
Zuflucht findet der Reformator schliesslich in Genf. Hier lebt er bis zu seinem Tod und versucht aus der Stadt eine Art «evangelisches Rom» zu machen. Später heisst es, der einstige Glaubensflüchtling Calvin habe später selbst zur Verfolgung Andersgläubiger angestiftet. Wie wurde aus dem Gejagten ein Glaubenstyrann? Was ist genau geschehen?
3. Angeklagt zu Worms
Im April 1521 ist Martin Luther vor den Reichstag zu Worms geladen, um dem Kaiser Rede und Antwort zu stehen. Wird der Abtrünnige seine Schriften widerrufen?
Mit den 95 Thesen fing es an, weitere Schriften folgten. Martin Luther stellt erst den Ablass, dann die Papstkirche insgesamt in Frage. Das provoziert Kaiser und Papst. Und nun soll sich Luther auf dem Reichstag zu Worms verteidigen.
Er ist als Ketzer angeklagt. Zwei Tage soll das Verfahren dauern. Ein kleiner Mönch aus der deutschen Provinz wird vor den Kaiser und die mächtigsten Männer des Reiches zitiert. Eine Sensation! Aber steht das Urteil nicht schon fest? Kann man einen solchen riskanten Auftritt mit heiler Haut überstehen?
4. Entführt auf die Wartburg
Da Martin Luther 1521 in Worms nicht widerruft, was er in seinen Schriften behauptet, wird er mit der Reichsacht belegt. Sein Heimweg von Worms nach Wittenberg ist eine gefährliche Reise, denn er ist vom Kaiser als Ketzer verurteilt worden. Er gilt als vogelfrei.
Dann geschieht es: In einem Wald werden er und seine Reisegefährten überfallen, es kommt zu einer mysteriösen Entführung. Heimlich bringen ihn die Häscher auf die Wartburg. Während ganz Deutschland glaubt, dass Martin Luther tot sei, verbringt er einsame Stunden auf der Wartburg und stellt sich dort seinen inneren Dämonen.
5. Ausgehungert in Münster
Drei Eisenkörbe hängen am Münsteraner Turm von Sankt Lamberti in 75 Meter Höhe. Hier werden 1535 drei Tote öffentlich zur Schau gestellt. Doch wer sind sie, und was ist geschehen?
Die drei Toten gehören den sogenannten Täufern an und wollen in Münster einen Gottesstaat errichten. Ihr blutiges Regime nimmt im Februar 1534 ein Ende, als die Truppen des Landesfürsten die Stadt erreichen, um die selbsternannten Gotteskrieger zu bekämpfen. Münster wird hermetisch abgeriegelt, und die Eingeschlossenen erleben eine furchtbare Hungersnot. Schliesslich nimmt einer der Verzweifelten das Schicksal in die eigenen Hände.
6. Gefangen in Köln
Im Mittelalter kann Kritik an der Kirche den Tod bedeuten. Mit Ketzern wird kurzer Prozess gemacht. Aber wann ist man ein Ketzer? Der Klerus, also alle Angehörigen des geistlichen Standes, ist damals mächtig in Köln. Aber viele Priester und Mönche der Stadt sind unbeliebt. Sie kommen oft betrunken zu den Gottesdiensten. Oder auch gar nicht.
Peter Fliesteden will deshalb eine Reformation der Kirche in Köln. Und er ist nicht der einzige, der das will. Es kommt zum Kräftemessen in der Stadt. Wie es dem Ketzer erging und warum Köln am Ende katholisch blieb, dem geht Julian Sengelmann auf den Grund.
7. Verbrannt in Konstanz
In der Stadt treffen sich ab 1414 Vertreter dreier Päpste, ein König und viele Reformer zu einem Konzil, um über die Erneuerung der Kirche und des Papsttums zu beraten. Einer der Vordenker einer Reform ist der Tscheche Jan Hus. Auf dem Konzil soll er seine Ideen vortragen. So will es König Sigismund. Doch es kommt anders als geplant.
In der Zeit hat die Kirche drei Päpste zugleich, und eine Erneuerung der Kirche «an Haupt und Gliedern» tut Not. Mehrere tausend Menschen aller Herren Länder sind an den Bodensee gekommen. Der römisch-deutsche König Sigismund hat sie eingeladen. Auch der tschechische Reformator Jan Hus ist angereist und hat weitreichende Vorschläge im Gepäck. Doch seine Reise nach Konstanz wird er nicht überleben.
8. Verdächtigt in Erfurt
Der junge Martin Luther steckt in einer Lebenskrise: Soll er sein Studium abbrechen, soll er heiraten? Dann zieht plötzlich ein Gewitter auf und ein Blitz schlägt neben ihm ein. In seiner Not ruft er die heilige Anna an und gelobt, ein Mönch zu werden. Alles nur eine Legende?
Sendung: SRF 1, Sternstunde Religion, 29.10.2017, 10.30 Uhr.
Alle Illustrationen: SRF / Monika Aichele