Mitten auf dem St. Galler Klosterplatz strahlt wie jedes Jahr ein prächtiger Weihnachtsbaum. Speziell in diesem Jahr ist: davor steht ein begehbarer Container. Darin dürfen alle, die wollen, Postkarten schreiben und Grüsse in die ganze Welt verschicken.
Schreiben verbindet
«Es ist ein grosses Privileg, dass wir hier diese Grusswerkstatt anbieten dürfen», sagt der römisch-katholische Seelsorger Matthias Wenk. Normalerweise findet auf dem Klosterplatz der Weihnachtsmarkt statt. In diesem Jahr ist es aber einzig der Cityseelsorge erlaubt, auf dem zentralen Platz in der Vorweihnachtszeit etwas anzubieten.
Schreiben gehöre zur Klostertradition, betont Matthias Wenk. Schreiben verbinde und spende Kraft. Mit den Postkarten würden Grüsse und Wünsche in die Welt hinaustragen mit der Botschaft: Weihnachten findet statt.
Karaoke-Weihnachtslieder
Die Vorbereitungen fürs Weihnachtsfest laufen auf Hochtouren. Matthis Wenk und sein Team planen für die Festtage ein Balkon- und Gartensingen.
Liedtexte und Noten stehen bereits online zur Verfügung.
«Wir haben auch Links zu Karaoke-Versionen bereitgestellt», freut sich der Cityseelsorger Wenk. So könne man die Weihnachtslieder im Vorfeld schon üben. Ab dem Weihnachtstag können Gross und Klein St. Gallen neu entdecken. Eine interaktive Schnitzeljagd führt von Kirche zu Kirche, von Krippe zu Krippe.
Interaktiv durchs Dorf
Auch in Sumiswald im Kanton Bern hat man sich in diesem Jahr neues einfallen lassen. Hier führt ein Geschichtenweg durchs Dorf, erzählt die evangelisch-reformierte Pfarrerin Mirja Zimmermann.
Wie ein roter Faden schlängelt sich die Geschichte «So ein Kamel» von Andrew Bond durch die Gemeinde. «An verschiedenen Stationen können Kinder und Erwachsene die Geschichte lesen, Bilder dazu anschauen oder sich per Smartphone via QR-Code die Handlung auch erzählen lassen», beschreibt die Pfarrerin das Projekt.
Endstation des Rundgangs sei die Kirche, sagt Mirja Zimmermann. «Uns ist es wichtig, die Kirche offen zu lassen». Natürlich immer Corona-konform betont die Pfarrerin. Die Kirchgemeinde habe sich entschieden, einen Weihnachtsbaum zu schmücken, den Adventskranz hinzustellen und auch die Krippenfiguren aufzustellen.
Die Kirche solle in diesem Jahr ganz besonders ein Ort der Ruhe bieten. Raum geben, damit die Alltagssorgen einen Moment lang draussen bleiben, wünscht sich Mirja Zimmermann.
Ausnahmezustand beflügelt
Ob an Weihnachten ein Gottesdienst in der Kirche stattfinden kann, weiss die Pfarrerin momentan noch nicht. «Mit einer Zürcher Kollegin bereite ich aber jetzt schon einen Onlinegottesdienst vor», erzählt sie. Erprobt hätten sie das bereits im Frühling bei einem Ostergottesdienst.
Viele Kirchgemeinden suchen nach Alternativen zum normalen Weihnachtsfest. Diese Lage fordere die Kirchen heraus, betont der St. Galler Seelsorger Matthias Wenk. Aber sie beflügle auch. «Es ist ein Ansporn neues auszuprobieren, kreativ und flexibel zu sein.»