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Gesellschaft & Religion Armut, was ist das? Schöner Schein an der Expo 2015

Am 1. Mai beginnt im Mailand die Weltausstellung 2015. Unter den rund 140 beteiligten Ländern sind auch Entwicklungs- und Schwellenländer. Die Verantwortlichen dieser Länder zeigen sich in Mailand von ihrer besten Seite. Mit den Erfolgsgeschichten ihrer Heimat wollen sie Investoren anlocken.

Das Messegelände im Mailand ist riesig, so gross wie 150 Fussballfelder. 15 Milliarden wurden investiert, um die Besucher zu beeindrucken – unter anderem mit grosser Architektur. Die Schweiz beispielsweise lässt sich die Expo 23 Millionen Franken kosten. Sie wartet auf mit einem Gebäude, das neben den Nachbarn Deutschland und Italien gelinde gesagt eher unscheinbar wirkt.

Clusterpavillone für arme Länder

Mailand bietet aber nicht nur reichen Ländern die Möglichkeit, sich zu präsentieren. Auch deutlich ärmere Länder können teilnehmen und sich in den sogenannten «Cluster-Pavillonen», den Gruppen-Pavillonen, präsentieren. Neun Gruppenpavillone gibt es – zum Beispiel den der Kaffeegruppe, der Gruppe der exotischen Früchte oder des Reises. Die Verantwortlichen der Expo bieten den Ländern in diesen Gruppenpavillons eine kostenlose Ausstellungsfläche. Eines dieser Länder ist das Entwicklungsland Bangladesch, Mitglied der Reisgruppe.

Eine Treppe mit einem Geländer aus Holz. Hinten ist ein weisses Gebäude.
Legende: Hereinspaziert! Der Eingang des Schweizer Pavillons an der Expo. Keystone

Das «Reisland» Bangladesch

Den Besucher erwarte nichts Geringeres als «Bangladesch in Italien», sagt die General-Konsulin für Bangladesch in Mailand, Rezina Ahmed. Sie ist vor dem Start der Weltausstellung Sprecherin für ihr Land. Sie beschreibt den Pavillon so: «An den Wänden hängen Fotos von Reisfeldern, auf dem Boden stehen alte Geräte, mit denen die terrassierten Felder früher bestellt wurden, in Schaukästen findet der Besucher verschiedenste Reiskörner. Und natürlich gibt es auch Reisprodukte zum Kosten, zum Beispiel Süssigkeiten.» Der Besucher solle die ganze Bandbreite, die das Reiskorn bietet, erfahren.

Reis ist Grundnahrungsmittel in diesem Land, das mittlerweile ein Wirtschaftswachstum erlebt, in der Vergangenheit aber immer wieder von Naturkatastrophen heimgesucht wurde. Die Menschen überlebten dank des Reises, dessen Produktion auch heute noch stark gefördert wird. So betreibt Bangladesch seit Jahren ein international bekanntes Reisforschungsinstitut.

Von Mangelernährung ist keine Rede

Im Expoland zählen Erfolgsgeschichten. So werde in Bangladesch auch viel Gemüse angebaut, gar Erdbeeren würden wachsen, sagt Rezina Ahmed. Sie will nicht darüber sprechen, dass viele Menschen keinen Zugang zu Gemüse und Früchte haben und mangelernährt sind. Wegen dem einseitigen Reiskonsum in Bangladesch sind gemäss Hilfsorganisationen 40 Prozent der Kinder mangelernährt. Das Welthungerprogramm der Vereinten Nationen spricht von alarmierenden Zuständen bei den unter 5-Jährigen.

Es gehe hier an der Expo nicht um Politisches, sondern darum, Kultur erfahrbar zu machen, sagt die General-Konsulin. Die Expo, die 20 Millionen Besucher erwarte, sei eine hervorragende Gelegenheit, ihr Land der Welt zu präsentieren. Sie betont, wie dankbar sie dem Gastgeber Italien sei.

Kongo: Feriendestination statt ärmstes Land der Welt

Sendehinweis

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«Kulturplatz» widmet sich am 29.4. der Frage, welches Bild der Schweiz an der Expo in Mailand präsentiert werden soll. Um 22:25 Uhr auf SRF 1.

Dass es an der Expo um Business geht, das gibt die junge Kongolesin Paula Luizi unumwunden zu. Die Studentin wird den ganzen Sommer im Kongo-Pavillon arbeiten. Dort soll gezeigt werden, dass der Kongo ein enorm fruchtbares Land ist. Der Kongo will sich auch als Feriendestination präsentieren. Noch vor drei Jahren war das Land gemäss Welthungerindex das ärmste Land der Welt.

Der enorme Rohstoffreichtum des Landes wird nicht oder falsch genutzt, so dass Millionen von Menschen Hunger leiden, in einem Land, das als möglicher Brotkorb Afrikas gilt. Paula Luizi will nach vorne sehen. Sie erzählt, dass die Politik wichtige Schritte eingeleitet habe, damit auch die armen Menschen vom Reichtum ihres Landes profitieren können. An der Expo will sich auch der Kongo von seiner besten Seite zeigen – und damit Investoren anlocken. «Wir wollen nicht mit leeren Händen nach Hause gehen», sagt Luizi immer wieder. Sie und ihre kongolesischen Kollegen hoffen, dass sie in Mailand Geschäftspartner finden, die im Kongo in die Lebensmittelindustrie investieren.

Mehr als eine gigantische Marketingmaschinerie?

Expo ist Business. Die Länder versuchen, sich selber zu vermarkten. Der Schweizer Expo-Verantwortliche Nicolas Bideau spricht von einem Vermarktungsanteil von 50 Prozent. Die anderen 50 Prozent wollen die Schweizer Expomacher aber Werten wie Solidarität und Nachhaltigkeit widmen. Zum Beispiel an den vielen Events, die im Schweizer Pavillon stattfinden. Die Schweiz hätte also die Möglichkeit darauf hinzuarbeiten, dass an der Expo geknüpfte Wirtschaftsbanden nicht zu neuen Ungerechtigkeiten führen. Sie könnte den Beweis erbringen, dass die Expo 2015 mehr ist als eine gigantische Marketingmaschinerie.

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