Alte Skiliftbügel liegen verstreut auf dem Boden des Alpinen Museum Bern. Die orangen, roten und schwarzen Bügel sind nutzlos geworden, wirken wie Relikte aus einer anderen Zeit. Sie symbolisieren das Skilift-Sterben in der Schweiz, das seit einigen Jahren stark zugenommen hat.
«Es ist eine ganz neue Situation, dass all die kleinen Dorflifte zumachen», sagt Daniel Anker. Der Bergpublizist und Ski-Historiker hat bei der Ausstellung «Après-Lift» als Experte mitgewirkt.
Bilder des Verschwindens
Daniel Anker hat sich in verlassenen Skigebieten selbst ein Bild gemacht: «Man kann in die leeren Skilift-Häuschen hineingehen. Die Betriebsbücher liegen herum, von Mäusen angeknabbert. Es ist eine besondere Stimmung». Manchmal sind auch keine Spuren mehr zu sehen: «Nicht mal die Betonfundamente, auf denen die Stützen standen.»
Im Museum lassen Hörstationen die Erinnerung wachwerden. Der ehemalige Skilift-Betreiber im Aargauer Dorf Walde erinnert sich etwa wehmütig an seinen Skilift, den er von seinem Vater übernommen hat. Der längste Skilift im Kanton Aargau war eine Touristenattraktion, bis er wegen Schneemangels und strengeren Vorschriften 2003 schliessen musste.
Brutal, aber beliebt
Zwei junge Frauen erinnern sich an ihren geliebten Skilift in Trogen im Kanton Appenzell Ausserrhoden. Die 17-jährige Paulina Bühler sagt: «Es war ein brutaler Lift. Wer am Troger Skilift fahren konnte, konnte überall Ski fahren.» Für sie war der Skilift viel mehr als nur ein Transportmittel, an ihm habe sich jeweils das ganze Dorf getroffen. Ganze Schulklassen hätten sich nachmittags am Troger Lift eingefunden.
Das Verschwinden dieser Begegnungsorte wird in der Ausstellung anhand der verschiedenen Beispiele aus vielen Schweizer Regionen deutlich. Von 500 Skigebieten in der Schweiz sind etwa 40 Prozent verschwunden.
Weniger Schnee, mehr Auflagen
Die Gründe für die Schliessungen seien unterschiedlich, sagt Bergpublizist Anker: «Zum einen steigt mit dem Klimawandel die Schneegrenze. Ein anderer Grund sind die Auflagen.» Viele Skilifte seien in den 70er- oder 80er-Jahren gebaut worden. Für sie gelten nun strengere Sicherheitsauflagen, es werden Revisionen nötig. «Das kostet Geld, und diese Skilifte waren immer knapp bei Kasse», erklärt Anker.
Manchmal scheitern die Skilifte auch an den örtlichen Bauern, die nicht mehr wollen, dass Leute auf ihrem Land Ski fahren.
Die kleine Ausstellung im Biwakraum des Alpinen Museum ist als eine Art Weckruf zu verstehen. Visuell am eindrücklichsten sind die grossen Leuchtfotografien des Fotografen Olivier Rüegsegger. Sie zeigen diese verlassenen, stillstehenden Skilifte in winterlich grüner Umgebung. So wirken die einsamen Masten wie gespenstische Mahnmale für den Klimawandel.