Wer kennt ihn nicht: Miraculix, mit seinem langen Bart, seiner weissen Robe, seiner goldenen Sichel und dem Kessel, in dem er Zaubertrank braut, damit Asterix und Obelix die Römer verhauen können. Miraculix entspricht so ziemlich genau dem Bild, das die Römer von Druiden, den Priestern der Kelten, zeichneten. Doch entspricht Miraculix tatsächlich den echten Druiden?
«Für die Haare und die Robe gibt es keine archäologischen Beweise – ebenso wenig für die goldene Sichel», sagt Felix Hillgruber, Kurator der Ausstellung über den «Kult der Kelten» im archäologischen Landesmuseum Baden-Württemberg in Konstanz.
Für den Zaubertrank, oder zumindest die Magie, sehr wohl. «Wir finden immer wieder Amulette, die die Träger vor bösen Zaubersprüchen schützen sollten», erklärt Felix Hillgruber.
Geister und Götter in Wald, Moor und Gewässern
Die Forschung geht heute davon aus, dass die Druiden in der Spätzeit der Kelten für den Kult, die Rechtsprechung, die Medizin, die Astronomie und die Bildung zuständig waren. Vieles bleibt dabei aber im Dunkeln. Denn die Kelten kannten keine Schrift. Was wir über ihren Kult wissen, stammt aus römischen und griechischen Quellen, die mit Vorsicht zu geniessen sind, und aus archäologischen Funden, die stets interpretiert werden müssen.
Diese archäologischen Funde zeichnen das Bild einer Naturreligion: Die Keltinnen und Kelten glaubten, die Natur sei beseelt. Im Wald, bei Mooren, an Gewässern lebten ihrer Vorstellung nach Geister. Flüsse wie der Rhein waren Gottheiten.
Geschäfte mit den Göttern
Diese «magische Welt», wie sie die Ausstellungsmacher nennen, wird gleich zu Beginn der Ausstellung in Konstanz spürbar. Man betritt einen dunklen Raum, an den Wänden riesige Bilder von Naturheiligtümern – etwa dem Heidentor, einer prominenten Felsformation in Form einer Brücke in Baden-Württemberg.
Hier überbrachten Keltinnen und Kelten den Göttern Opfergaben: Nadeln, Perlen und Mini-Trinkgefässe. An anderen Orten fanden Archäologinnen Werkzeuge, mit Absicht im Moor versenkt. Oder Tausende von Lanzen und Schwertern, wie in La Tène am Neuenburgersee.
«Die Gaben an die Götter waren so eine Art Geschäft», erklärt Kurator Felix Hillgruber. «Die Kelten baten die Götter um die Unterstützung im Krieg und diese erhielten im Gegenzug die Waffen der unterlegenen Gegner.»
Grauslige Menschenopfer
Und zu diesen Gaben für die Götter gehörten auch Menschenopfer. «Die antiken Quellen beschreiben, wie die Kelten die Köpfe ihrer getöteten Feinde an ihren Pferden transportierten und die Schädel ausstellten», erzählt Felix Hillgruber. Und auch in keltischen Tempelanlagen finden sich Überreste von Menschenopfern. Ob es sich dabei um Kriegsgefangene, Verbrecherinnen oder um Leute aus dem eigenen Stamm handelte, ist nicht bekannt.
Menschenopfer, Naturheiligtümer, Druiden und mehr: Der Kult der Kelten war vielfältig. Wie vielfältig, lässt sich in der schönen und zugänglichen Ausstellung in Konstanz erleben.