Gewisse Tiere töten wir, um sie zu essen. Andere halten wir als Haustiere und gehen mit ihnen zum Frisör.
Wie ist ein solch zwiespältiges Verhältnis zu unseren tierischen Gefährten möglich? Eine Antwort auf diese Frage findet sich vielleicht in einem von vier Museen in Basel, die sich in nächster Zeit alle dem Thema Tier widmen.
Hirschgeweih-Trophäen und Katzen-Postkarten
Den Anfang macht aktuell das Museum der Kulturen. Kuratorin Beatrice Voirol hat aus dem Museumsdepot eine Fülle an aussergewöhnlichen Tierfiguren und Gegenständen zusammengetragen, die mit Tieren zu tun haben.
In einem Raum steht ein altes Schaukelpferd, im nächsten eine Tierfalle aus Übersee. Hier ein wärmendes Kleid für den Schosshund, dort ein Jagdspeer und Hirschgeweih-Trophäen.
Eine grossformatige Fotografie eines Mannes in New York, der zwei Schweinehälften trägt, bildet den Kontrast zu dutzenden Postkarten mit süssen Katzenmotiven.
Diese Ambivalenz bei unserem Umgang mit Tieren zeigt sich aber auch subtiler, etwa in den Gegenständen, die Menschen seit Jahrhunderten für ihre Nutztiere herstellen.
Die Kuratorin Beatrice Voirol sagt: «Der Schmuck für die Kühe beim Alpauf- und Abzug soll Unheil von ihnen abwenden. Er zeigt einerseits eine sehr funktionale Beziehung zwischen Menschen und Tieren, andererseits werden sie von ihren Halterinnen auch sehr wertgeschätzt.»
«Der Umgang mit Tieren ist heute politisch»
Der Tierphilosoph Markus Wild von der Universität Basel hat ebenfalls an den Ausstellungen mitgearbeitet, etwa mit einem philosophischen Text über die Biene als politisches Tier. «Man kann sagen, dass Tiere heute der explosive Kern von ganz vielen Gegenwartsproblemen sind», sagt Markus Wild.
Der explosive Kern, das ist die Massentierhaltung. Die Gegenwartsprobleme, die damit einhergehen, sind etwa Klimawandel, Antibiotikaresistenz oder Pandemien.
Es sei kein Zufall, dass sich vier Basler Museen gerade jetzt aus kulturhistorischer Perspektive dem Thema Tier widmen, ergänzt der Tierphilosoph. «Die jungen Menschen heutzutage merken, dass der Umgang mit Tieren nicht mehr etwas Individuelles ist, sondern eine politische Angelegenheit», sagt Markus Wild.
Die museale Auseinandersetzung mit unserer gemeinsamen Kulturgeschichte mit den Tieren ist vielleicht ein erster Schritt, unsere tierischen Nachbarn mit etwas anderen Augen zu betrachten.