Das Wichtigste in Kürze:
- Das Modehauses Dior gibt es seit 70 Jahren. Ein Pariser Museum widmet deshalb dem Modeschöpfer Christian Dior eine grosse Ausstellung.
- Bevor Dior Modeschöpfer wurde, versuchte er sich als Galerist. Seine Begeisterung für Kunst prägte auch seine Mode.
- Dior ist heute eine Lichtgestalt – auch wenn es durchaus Schattenseiten gibt.
Bevor es mit der Haute Couture im Musée des Arts Décoratifs in Paris losgeht, lernt der Besucher erst einmal den Protagonisten der Ausstellung besser kennen:
Christian Dior als zarter Junge im Blumengarten, der die Familienvilla im mondänen Seebad Granville an der Normandieküste umgibt.
Der begabte Zeichner Dior im Paris der verrückten Zwanzigerjahre, der seine Nächte in den Künstlercafés und Cabarets verbringt, dann sein Glück als Galerist versucht.
Schliesslich: Dior, der mit Anfang 40 als Shootingstar der internationalen Modewelt gefeiert wird. Und 1957, nur 10 Jahre später, urplötzlich an Herzversagen stirbt.
Kunst als Inspiration
Wie ein Puzzle fügen sich Fotos, Plakate und Wochenschau-Ausschnitte zusammen. Sie erzählen von Diors Träumen und Ambitionen.
Diors Leidenschaft für die bildende Kunst zieht sich wie ein roter Faden durch sein Leben. Sie beeinflusst und inspiriert den Couturier Dior: Als Galerist frequentiert er Maler wie Dalí, Picasso oder Georges Braque.
Sie sind auch in der Ausstellung zu sehen: ein gutes Dutzend Originalgemälde und -skulpturen von Dalí, Picasso, Giacometti, Bernard Buffet und Leonor Fini. Sie belegen die Parallelen zur Kreativität der Dior-Schöpfungen – die Hauptattraktion der Ausstellung.
Frauenmode vom Feinsten
Über 300 Haute-Couture-Modelle aus 70 Jahren setzt die Ausstellung gekonnt in Szene. Auf Podesten und in Vitrinen tragen langbeinige Kunststoffmannequins in lässig-eleganten Posen die Dior-Kleiderkunst zur Schau: wadenlange, taillierte Kleider und Kostüme der «New Look»-Linie. Mit ihrer Stoff verschlingenden, damenhaften Eleganz verhalf sie Christian Dior 1947 zum Durchbruch.
Gezeigt werden kunstvoll bestickte Seidenroben mit raffiniert drapierten Schleppen, leuchtende Kleider wie Blumenkelche. Metallisch kalte Kreationen mit einem Touch «Krieg der Sterne» kontrastieren mit ethnischer Eleganz im Massai-Stil. Es ist ein endloses Variieren von Farben und Formen: perfekte Schnitte, luxuriöse Stoffe und erfinderische Details.
Dabei haben sich die Ausstellungsmacher nicht auf Christian Dior beschränkt. Auch Highlights seiner Nachfolger haben ihren Platz in der Museumsschau. Dior-Designer wie der junge Yves Saint Laurent, John Galliano oder Raf Simons, heute Chefdesigner bei Calvin Klein.
Imposante 3000 Quadratmeter
Andere Schwerpunkte der Ausstellung sind Christian Diors prägender Einfluss auf die Modewelt oder sein Erfolg in der Traumfabrik Hollywood. Aber auch die Modefotografie, die Modezeichnung und – eine weitere Leidenschaft des in Blumen verliebten Christian Dior – das Kreieren von Parfumdüften.
Die Pariser Ausstellung bietet eine breite Palette seines Schaffens, besticht mit einer aufwendigen Inszenierung. Der Minuspunkt: Sie droht des Öfteren in allzu gefällige Schwärmerei abzugleiten.
Klischees wie etwa das vom angeblich kulturell revolutionären «New Look» Diors oder das bis heute angestaubte Frauenbild der Marke Dior werden nicht hinterfragt. Aber schliesslich geht es um den Traumschneider Dior – und der kommt bei den Ausstellungsbesuchern auch nach 70 Jahren blendend an.
Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur kompakt, 14.7.17, 8:20 Uhr