Die müssen lebensmüde sein! Sie kennen es sicher aus Filmen und Serien, die in New York spielen: Protagonisten, die husch über die Strasse rennen. Im turbulenten Verkehr, ohne dabei unter die Räder zu kommen. Oft auch noch in High-Heels. Carrie Bradshaw beispielsweise, die auf eine grüne Ampel wartet? No way!
Neu entscheiden New Yorkerinnen und New Yorker selbst, wie und wann sie über die Strassen gehen. Bisher riskierten sie dafür eine Busse: mit einer Strafe von bis zu 250 Dollar mussten Passantinnen rechnen.
Ein neues Gesetz
Dies ändert sich nun 2025. Das neue Gesetz, das ab Februar gilt, besagt: Jeder darf über die Strasse gehen, wie es ihm beliebt – jedoch nur auf den Fussgängerstreifen hat die Passantin eigentlich Vortritt. Kann das denn gut gehen?
Wahrscheinlich, denn «Jaywalking», wie der New Yorker das freie Fussgängertum nennt, hat in New York eine lange Tradition. Einen guten Ruf hatte es jedoch nicht immer.
Das Aufkommen der Autos
New York ist eine fussgängerfreundliche Stadt, bevor sich ab den 1920er-Jahren Autos breit machen. Spielen oder Spazieren auf der Strasse? Kein Risiko. Doch Autos nehmen immer mehr Platz ein. Autogegner wehren sich zwar, aber die Autolobby setzt sich durch.
In der Metropole gibt es immer mehr Zebrastreifen und Ampeln. Plakate erinnern daran, wie sich Passanten zu verhalten haben – und in Schulen wird den Kindern eingebläut, nie jenseits des Fussgängerstreifens die Strasse zu überqueren.
Verpönt und beschämt: der «Jaywalker» – ein Begriff, der von der Autolobby promotet wird – und eben diese Fussgänger bezeichnet, die auf keine grüne Ampel warten. Ein Jay – zu Deutsch ein Bauerntrampel – ist jemand, der nicht weiss, wie der Städter zu gehen hat. Ein Hinterwäldler, der die Regeln der Metropole nicht kennt.
Ein pragmatischer Entscheid
1958 setzt die Stadt «Jaywalking» gar unter Strafe. Doch die Bewohnerinnen des «Big Apple» lassen sich davon nicht abhalten. Ab Februar gehen nun als Jaywalker nun endlich sicher straffrei. «Wir müssen realistisch sein. Jeder New Yorker ist ein Jaywalker», sagt die Stadträtin Mercedes (!) Narcisse, die das Gesetz mitinitiiert hat.
Falls Sie jetzt Lust haben, lässig wie eine New Yorkerin über die Strasse zu flitzen? Hierzulande, wo «luege, lose, laufe» schon den Kleinsten beigebracht wird, ist es natürlich strengstens verboten, bei Rot über die Ampel zu gehen.
Jaywalken: Machen Sie das besser in Manhattan.