Dass der Buddhismus hierzulande beliebt ist, zeigt das grosse und vielfältige Angebot: Urbane Meditationskurse, Auszeiten im ländlichen Retreatzentrum oder Besuche im tibetischen Kloster Rikon und dem thaibuddhistischen Tempel in Gretzenbach.
Aber gerade mal 0,5 Prozent der Menschen bezeichnen sich hierzulande offiziell als Buddhistinnen und Buddhisten – knapp 36'000 Personen. Das besagen Zahlen des Bundesamtes für Statistik. Die Universität Luzern zeichnet nun ein anderes Bild: Gemäss neuesten Umfragen und Zahlen ist das Zugehörigkeitsgefühl sechs Mal grösser. Das entspricht einer Viertelmillion.
Fast 160 Gemeinschaften
Dass sich viele Menschen dem Buddhismus zugehörig fühlen, zeigt sich auch an der Vielzahl buddhistischer Gemeinschaften und Meditationszentren. In der Schweiz gibt es gemäss der Universität Luzern knapp 160. Die genaue Verteilung zeigt eine Karte, die Professor Baumann und sein Team erstellt haben.
Bei den Zentren seien Meditationsangebote jeweils das Aushängeschild, weiss Martin Baumann aus seiner Forschung: «Meditation als Ruhe und Entspannung ist eine Art Gegensatz zur hektischen Welt.»
Der Buddha im Garten: Lifestyle oder religöses Symbol?
Meditation und Textstudium kommen bei Schweizerinnen und Schweizern gut an – etwa bei Luc Feldmann. Der Psychiater und Medizininformatiker meditiert seit mehr als 30 Jahren und folgt einer koreanischen Meisterin. Ihm gefalle die Meditation, weil er sie im Alltag praktizieren und sich daran orientieren könne.
Heute sei Buddhismus aber nicht ausschliesslich spirituelle Orientierung, sagt Luc Feldmann. Buddhismus sei auch im Lifestyle der Leute angekommen, beobachtet der Präsident der Schweizerischen Buddhistischen Union SBU: «Ich habe den Eindruck, Buddha-Statuen und Buddha-Köpfe ersetzen langsam die Gartenzwerge.»
Natürlich empfinden sich nicht alle als Buddhisten, die einen Buddha im Garten aufstellen. Trotzdem zeigt das Beispiel, wie offen viele Menschen gegenüber dem Buddhismus sind. Das mag auch mit der sympathischen Figur des Dalai Lamas zusammenhängen: Das spirituelle Oberhaupt der Tibeterinnen und Tibeter besuchte schon mehrmals die Schweiz, viele Bücher zu und von ihm sind im Umlauf.
Vielfältiger Schweizer Buddhismus
Den tibetischen Buddhismus brachten in den 1960er-Jahren Geflüchtete aus Tibet in die Schweiz. Das Kloster Rikon wurde für sie zur religiösen und kulturellen Heimat.
Bis heute dominiert der tibetische Buddhismus in der Schweiz. Nebst Menschen mit Migrationserfahrung praktizieren ihn auch viele Schweizerinnen und Schweizer. Andere grosse Gemeinschaften gehören zum Zen-Buddhismus oder kommen aus der thailändischen Tradition des sogenannt südlichen Buddhismus.
Die Untersuchung der Universität Luzern zeigt, dass sich weit mehr Menschen dem Buddhismus zugehörig fühlen, als statistisch erfasst wurde. Und sie dokumentiert, wie vielfältig der Buddhismus in der Schweiz ist.