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Freikirchen machen mobil gegen Grenzverletzungen
Aus Kultur-Aktualität vom 30.11.2021. Bild: Pexels
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Charta gegen Grenzverletzung Freikirchen kämpfen gegen Missbrauch und für mehr Akzeptanz

Evangelische Sozialwerke und Gemeinden machen gegen sexuelle Ausbeutung, Machtmissbrauch und Übergriffe jeglicher Art mobil. Das Aktionsbündnis markiere erst den Anfang.

Seit über 20 Jahren arbeitet Marcel Mettler mit christlichen Sozialwerken. In seinem Verband «Cisa» begleitet er 64 Institutionen christlicher Sozialarbeit in der Schweiz. Das reicht von Suchtberatungsstellen der Heilsarmee über Integrationswerkstätten für Behinderte bis hin zu Tagesstrukturen in freikirchlicher Trägerschaft.

Ein Mann sitzt vor einer Gruppe im Stuhlkreis.
Legende: Marcel Mettler ist Geschäftsführer von «Cisa» und entwickelt mit seinem Team Präventionsprogramme für christliche Sozialwerke. Pino Stranieri

In ihren Einrichtungen hat die «Cisa» Präventionsprogramme etabliert. Sie orientieren sich an den Empfehlungen des weltanschaulich neutralen Vereins «Limita», einer Fachstelle zur Prävention von sexueller Ausbeutung.

Das hat bereits zu mehr gesellschaftlicher Akzeptanz der christlichen Sozialarbeit geführt und damit auch zu staatlichen Aufträgen.

Misstrauen muss überwunden werden

Freikirchliche Angebote müssen immer wieder transparent machen, dass sie Hilfsbedürftige professionell betreuen. Dazu gehört, dass sie Menschen in Krisen vorbehaltslos unterstützen. Auch dann, wenn sie sich nicht zum Christentum «bekehren» wollen. Nur für Professionalität gibt’s Geld von den Kommunen.

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Was sind Freikirchen?
aus 100 Sekunden Wissen vom 21.05.2021. Bild: SRF / Sebastien Thibault
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Marcel Mettler will, dass sich so viele freikirchliche Gemeinden und christliche Werke wie möglich der neuen Charta gegen Grenzverletzungen anschliessen: «Wir dulden keine sexuelle Ausbeutung, keinen Machtmissbrauch und keine anderen Grenzverletzungen.»

Das steht ganz oben auf dem Vernehmlassungspapier. Es zirkuliert aktuell in christlichen Stiftungen, Freikirchen, Missionswerken und allen Mitgliedern der Schweizerischen Evangelischen Allianz «SEA».

Schweizerische Evangelische Allianz

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Die Allianz ist ein christlicher Interessenverband. In ihm sind mehrheitlich evangelisch-freikirchliche, aber auch evangelisch-reformierte Gemeinden, Einzelpersonen und Werke Mitglied. Sie eint der Wunsch, das Zeugnis von Jesus Christus – das Evangelium – in die Gesellschaft zu tragen.

Die SEA-RES nimmt für sich in Anspruch, rund 250.000 Christinnen und Christen in der Schweiz zu vernetzen. Global ist sie Teil der weltweiten Allianz-Bewegung, der nach eigenen Angaben rund 600 Millionen Menschen angehören.

In den letzten Jahren engagiert sich die SEA zusammen mit dem Freikirchenverband verstärkt in nationalen Gremien, etwa im Schweizerischen Rat der Religionen und in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen Schweiz.

Schluss mit frommem Leistungsdruck

Im Dezember soll die Selbstverpflichtung verabschiedet werden. Noch wichtiger sei, dass daraus eine Kultur der Achtsamkeit im Alltag entstehe, sagt Mit-Initiantin Natascha Bertschinger von der evangelisch-methodistischen Kirche.

Was eine Grenzverletzung ist, das liege nämlich im Empfinden derer, die ihre Grenzen verletzt sehen. Darüber müsse man sprechen, fordert Bertschinger.

Eine Frau mit Brille steht vor Hecken und lächelt in die Kamera.
Legende: Natascha Bertschinger ist kirchliche Mitarbeiterin und spezialisiert sich in ihrer Arbeit auf Krisenintervention und -prävention. ZVG / Rolf Bertschinger

Auch der überzeugte Christ Marcel Mettler beklagt, dass Menschen in Krisen noch zu oft unter religiösen Druck gesetzt würden: «Frommer Leistungsdruck widerspricht dem Evangelium, denn die Liebe Gottes ist gratis.»

Der Weg zur toleranten Glaubenskultur

Die Sensibilisierungskampagnen der evangelisch-methodistischen Kirche richten sich darum besonders an Leiterinnen und Leiter. «Ein guter Jugendleiter ist einer, der Räume schafft, in denen Jugendliche sich frei entscheiden lernen», betont die Methodistin Natascha Bertschinger.

Freikirchliche Pastoren befinden sich oft in einer Zwickmühle: Sie sollen das Evangelium leidenschaftlich weitergeben, müssen aber sensibler werden für Grenzen. Doch wann überschreitet christliche Unterweisung die Grenzen persönlicher Entscheidungsfreiheit und Integrität? Darüber werde heftig diskutiert.

Mit einer Charta allein wird es also nicht getan sein. Sie soll lediglich die Basis sein für ein evangelisches Netzwerk gegen Übergriffe, vielleicht sogar für eine Ombudsstelle und schlussendlich für eine tolerantere Glaubenskultur.

SRF 2 Kultur, Kultur-Aktualität, 30.11.2021, 17:20 Uhr.

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