Anfang des Jahres preschte die Zürcher Kulturdirektorin Jacqueline Fehr mit einem Modell zur finanziellen Unterstützung von Kulturschaffenden vor: Ein
bedingungsloses Grundeinkommen für Künstlerinnen und Künstler
soll helfen, in der Corona-Krise über die Runden zu kommen.
Während in Zürich im Moment noch mit dem Bundesamt für Kultur verhandelt wird, führt Basel-Stadt ein solches Grundeinkommen für freischaffende Künstlerinnen und Künstler ein – erst einmal befristet bis April.
Wie sinnvoll so ein Grundeinkommen wäre und was die Schwierigkeiten dabei sind, erklärt Rosmarie Quadranti, Präsidentin des Dachverbands der Schweizer Kulturinstitutionen.
SRF: Frau Quadranti, ist ein bedingungsloses Grundeinkommen für Kulturschaffende Ihrer Meinung nach sinnvoll neben den anderen Hilfsangeboten?
Rosmarie Quadranti: Ja, sehr sogar, denn es garantiert schnelle, effiziente und effektive Hilfe.
In Zürich ist die Einführung des Grundeinkommens ins Stocken geraten, weil man sich noch nicht einig ist mit dem Bund. Basel verzichtet ganz auf Bundesgelder und startet demnächst. Droht hier ein Flickenteppich?
In der Schweiz zieht sich dieser Flickenteppich ja durch die gesamte Pandemie-Bewältigung. Aber ich glaube, die anderen Kantone könnten von dieser Idee auch profitieren und mitmachen. Das wäre natürlich das Optimalste.
Sehr viele Parlamentarierinnen und Parlamentarier merken jetzt, dass die Kultur jetzt in arger Bedrängnis ist.
Das könnte aber auch bedeuten, dass es einen Konkurrenzkampf gäbe zwischen Kantonen, die sich das leisten können.
Hilfeleistungen sind ja sowieso vorgesehen. Das hat nichts damit zu tun, ob Kantone sich das leisten können oder nicht. Die Kantone müssen sich aber überlegen, welchen Stellenwert die Kultur hat – wirtschaftlich, und vor allem gesellschaftlich – und sie müssen sich überlegen, wie sie diese unterstützen können.
In Zürich und in Basel hofft man auf eine Signalwirkung in Richtung Bund. Wird auch von der Kultur aus in diese Richtung lobbyiert?
Es ist durchaus denkbar, dass man diese Idee an die Parlamentarierinnen heran trägt. Sehr viele Parlamentarierinnen und Parlamentarier merken jetzt, dass die Kultur wirklich in arger Bedrängnis ist.
Aber Sie sind noch nicht am Lobbyieren in diese Richtung, oder?
Sind wir noch nicht. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.
Der Kultur zuliebe sollte der Bund dem Entscheid keine Steine in den Weg legen.
Beim Bundesamt für Kultur heisst es, es fehle an gesetzlichen Grundlagen für ein bundesweites Grundeinkommen für Kulturschaffende. Wie schätzen Sie die Chance ein, dass der Bund doch noch einlenken könnte?
Ich hoffe es natürlich sehr. Vielmehr glaube ich aber, dass das etwas ist, was man in dieser Pandemie längst gelernt haben müsste – nämlich sehr flexibel zu reagieren und auszuloten, was möglich ist.
Ich meine, man kann auch noch dafür sorgen, dass das Covid-Gesetz entsprechend ausgedeutscht wird. Aber ich glaube, wenn der Bund das Signal hat, dass Kantone das wollen, sollte er diesem Entscheid der Kultur zuliebe keine Steine in den Weg legen.
Denken Sie, das Bundesamt für Kultur hat alle seine Möglichkeiten ausgeschöpft?
Das ist eine schwierige Frage. Ich glaube, in einer Pandemie muss man sehr mutig sein. Ehrlich gesagt würde ich mir wünschen, das Bundesamt für Kultur wäre etwas mutiger.
Das Gespräch führte Vanda Dürring.