Das Wichtigste in Kürze
- Velofahren liegt im Trend. E-Bikes und Cargo-Velos bewegen Leute zum Umsteigen aufs Velo.
- Die Förderung des Velofahrens lohnt sich: Kopenhagen hat dadurch einen Boom erlebt.
Ob Klapprad, Rennmaschine, kultiges Vintage-Rad, E-Bike oder Lastenvelo: Was heute auf zwei Rädern durch die Stadt fährt, hat Kultstatus und ist an Hightech kaum zu überbieten. Egal zu welcher Szene man sich als Radfahrer zählt: Velofahren liegt im Trend.
Das stellt Markus Rigert fest, Kurator der Ausstellung «Bike / Design / City» im Gewerbemuseum Winterthur: «Das Velo verkörpert stark dieses Lebensgefühl: dynamisch, gesund, unterwegs sein, Spass haben. Und das Velo als Designobjekt hat eine grosse Ausstrahlung.»
Bikes aus Holz und Bambus
Das Design ist denn auch der Fokus der Ausstellung in Winterthur. Die Ausstellung spart bewusst historisches aus und bietet dafür einen fundierten Rundumblick in der Gegenwart. Zwar werden die meisten Velo-Rahmen immer noch aus Stahl oder Aluminium gefertigt, doch die Ausstellung zeigt: Es gibt noch viel mehr.
Bikes aus Holz und Bambus beispielsweise, Carbonrennvelos und einen Fahrradrahmen, der biologisch abbaubar ist. Originell ist das Velo zum Selberzusammenstecken, das so genannte Sandwichbike aus Buchensperrholz. All die vielen Ausführungen und Varianten belegen: Wo ein Bedürfnis ist, da ist ein Markt.
Der Trend zu E-Bikes
Die E-Bikes werden in der Ausstellung besonders hervorgehoben. Sie sind die am meisten nachgefragten Velos, aber auch die teuersten, weiss Markus Rigert. Statt klobig und schwer sind sie mittlerweile elegant. Sie schalten automatisch und lassen sich – verbunden mit Bluetooth – auch über das Handy bedienen.
Der Velo-Boom werde die Verkehrssituation stark verändern, sagt Markus Rigert: «Viele Leute sind umgestiegen, die vorher gar nicht Fahrrad fuhren, oder die das Fahrrad nicht als Fortbewegungsmittel im Alltag brauchten. Ich denke, dieser Trend geht weiter.»
Wo die Velos Vortritt haben
Egal, auf welche Art von Drahtesel man sich schwingt – alle Velofahrer weltweit eint ein Problem: Autofahrer haben im Strassenverkehr noch immer Vorrang. Hier mischt sich die Ausstellung in die aktuelle politische Diskussion ein.
Immerhin, in Basel und Winterthur wurden an den Bahnhöfen unterirdische Parkhäuser für Velos geschaffen. Doch schaut man nach Amsterdam oder Kopenhagen, wird man als Velofahrer neidisch. Hier haben die Velos Vortritt.
Zahlen, Statistiken, Fotos, Stadtpläne, ja sogar Strassenverkehr in Miniatur bebildern in der Ausstellung das Verkehrskonzept der dänischen Hauptstadt. Dort wurden etwa 40‘000 Autoparkplätze gestrichen, Strassen gesperrt und eigens für Velofahrer wurde eine Art Hochstrasse gebaut.
Die Folge: 50 Prozent des Verkehrs in der Innenstadt machen Radfahrer aus. In Basel sind es bloss 16 Prozent, in Winterthur 13 Prozent und in Bern 11 Prozent.
Aufschwung dank Velos
Hier sieht Kurator Markus Rigert noch viel Potenzial: «Kopenhagen hat durch diese Entwicklung einen extremen Boom erlebt.»
Geschäfte würden nicht weniger Umsatz machen, wenn keine Autos mehr in die Städte fahren können, wie oft behauptet wird: «Das stimmt einfach nicht, da haben wir entsprechende Zahlen dazu», argumentiert der Ausstellungsmacher und schlägt sich damit ganz eindeutig auf die Seite der Velofahrer.
Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur kompakt, 01.02.2017, 17:06 Uhr