Diaspora TV entsteht in einem kleinen, dicht gedrängten TV-Studio. Es befindet sich im Untergeschoss eines Mehrfamilienhauses am Rande der Gemeinde Köniz bei Bern.
Emmanuel Mark Bamidele, Mitte vierzig, Gründer und Initiator von Diaspora TV, zeigt stolz das Moderatorenpult mit dem riesigen Bildschirm dahinter. Die Sitzgruppe, die für Diskussionsrunden dient und die sieben vollautomatischen Kameras.
Der weite Weg zum Fernsehsender
Emmanuel Mark Bamidele, oder Mark, wie ihn alle nennen, hat einen weiten Weg hinter sich. Die Flucht aus Nigeria, Anerkennung als Flüchtling, ein Studium der Elektro- und Kommunikationstechnik an der Fachhochschule.
Dann gründete er zuerst African Mirror TV und nun Diaspora TV. Einen Fernsehkanal, der auf Facebook zu sehen ist oder auf der Website des Kanals.
«Wenn man mich fragt, warum ich Diaspora TV gegründet habe, frage ich zurück, ob es denn heute in der Schweiz schon ein Medium gebe von und für Migranten?», sagt Mark Bamidele. Die Antwort lautet nein.
Damit ist auch der Anspruch von Diaspora TV umrissen: der Sender will Informationsleistungen für die gesamte Community der Migrationsgesellschaft Schweiz vermitteln. Und Diaspora TV soll ein anderes Bild der Schweiz als Migrationsgesellschaft zeigen. Einer Schweiz, die vielfarbig, vielgestaltig ist.
Aus Frust wurde Fernsehen
Diaspora TV sei auch aus einer Frustration heraus entstanden, erklärt Bamidele: Rund 22 Prozent der Schweizer Bevölkerung habe einen Migrationshintergrund, und bezahle rund 22 Prozent der Radio- und TV-Gebühren. «Diese Leute bekommen aber nicht die 22 Prozent an Themen, die sie auch etwas angehen.»
Statt zu warten, dass sich das ändert, hat Bamidele beschlossen, das Heft selbst in die Hand zu nehmen. Aber noch läuft das alles auf Sparflamme. Diaspora TV bekommt keine Subventionen, keine Unterstützung.
Der Sender finanziert sich vor allem durch Drittaufträge oder Aufnahmen bei Veranstaltungen. Das Team arbeitet ehrenamtlich. Alle acht Moderatorinnen erhalten keinen Lohn. Sie schreiben und editieren gratis.
Brücken schlagen
Makfire Vonmoos, die für die kosovarischen Nachrichten zuständig ist, war früher Generaldirektorin und Sprecherin des obersten Gerichts im Kosovo. «Es geht um Sichtbarkeit, darum zu zeigen, dass Menschen mit Migrationshintergrund Teil dieser Gesellschaft sind», sagt Vonmoos. «Sie wollen nicht das Gefühl haben, sie seien ein abgetrennter Teil, sondern sie wollen Teil dieses Körpers werden.»
Und Camelia Capranu die seit drei Jahren in der Schweiz lebt und aus Rumänien stammt, will mit dem Programm die hier lebenden rumänisch-stämmigen Menschen erreichen. Aber nicht nur: Man sehe sich auch als Brückenbauer zwischen der einheimischen Bevölkerung und den verschiedenen Communities.
Selber aktiv geworden
Die Zeiten jedenfalls seien vorbei, betont Mark Bamidele, als man darauf wartete, dass irgendjemand von einem Amt, einer Behörde oder jemand von der Mehrheitsgesellschaft auf sie zukomme.
Die eigene Geschichte erzählen, selber Brücken bauen, ist deshalb seine Devise. Mit diesem Anspruch steht Diaspora TV noch ganz am Anfang. Der Sender ist erst seit einem Jahr online. Aber der Grundstein ist gelegt.