Wenn einem die Argumente ausgehen, solle man zur Beleidigung greifen, empfahl der Philosoph Arthur Schopenhauer einst. «Eine Grobheit besiegt jedes Argument.»
Heute bedient man sich für Beleidigungen bei Memes, Songs oder in Filmen. Aber so neu sind die Schimpfideen gar nicht: Hier sind drei beliebte Beleidigungskategorien.
1. Verhunzte Vornamen
Dank des Internets haben sich Vornamen-Stereotype in Windeseile verbreitet. Hämische Memes gibt es etwa für die Karens der Welt.
Karen wird als weisse Mittelschichts-Frau dargestellt, manchmal als Rassistin oder Maskenverweigerin, immer mit Bobfrisur und dauernd am Motzen. Dank der Memes sprach sich der Bob schnell als der «Can I speak to your Manager»-Haarschnitt herum.
Im deutschsprachigen Raum haben es auch die Chantals und Kevins seit den 2000er-Jahren nicht viel leichter. Sie sind zum Inbegriff nicht besonders kluger, teils verhaltensauffälliger Teenager geworden. Die Stereotype werden auch in Filmen aufgegriffen – etwa die Chantal in «Fack ju Göthe».
Neu ist das Phänomen nicht: Die Beleidigung «Tussi» für eine oberflächliche Frau kommt ursprünglich vom Vornamen Thusnelda. Alles begann wohl mit der gleichnamigen Cheruskerfürstin (gestorben 17 n. Chr.). Thusnelda taucht in Heinrich von Kleists Theaterstück «Die Hermannsschlacht» wieder auf, wird Teil der Schullektüre und schliesslich zur «Tussi».
2. Zu Gemüse degradiert
Gemüse steht für Chaos («Da haben wir den Salat!»), Unsinn («Chabis erzählen») oder zielloses Verhalten («Rumgurken»).
Ein Gemüse kann aber auch für eine ganze Nation stehen. In den 1960er-Jahren war der «Kartoffelfresser» die «Spaghettifresser»-Retourkutsche der italienischen Gastarbeiter an die Deutschen.
Mittlerweile reicht schon «Kartoffel» aus. Dabei begegnen einige der Kartoffel mit Selbstironie. So singt der Musiker Jan Delay: «Ich bin eine Kartoffel und bin cool damit.»
Auch neues Gemüse macht Sprachschule. Bohnenstange und Spargeltarzan bleiben zeitlose Beleidigungen für einen schlaksigen Menschen. Seit Kurzem macht ihnen aber der Lauch Konkurrenz.
Der neue «Badass» unter dem Gemüse findet auch im Hiphop Platz, zum Beispiel beim Rapper Nate57: «Mach’ ich Geld, geb’ ich’s aus. Bei mir sieht das besser aus, du hässlicher Lauch!»
3. Filmreife Beleidigungen
Im November wurde Gollum, einer der Hauptschurken aus der Romanreihe «Der Herr der Ringe», in München ein Fall fürs Gericht. Es hatte zu klären, ob ein auf Flyern als Gollum beschimpfter Wissenschaftler in seinem Persönlichkeitsrecht verletzt worden sei.
Das Urteil: Gollum ist eine Beleidigung. Bei erneuten Gollum-«Attacken» gäbe es eine Busse von bis zu 250’000 Euro. Die Süddeutsche Zeitung stellte daraufhin eine Reihe ähnlicher deutscher Fälle zusammen: Als Beleidigung verurteilt wurden unter anderem Pumuckl, die Schlümpfe und Voldemort.
Auch die Beleidigung mit fiktiven Figuren ist kein neues Phänomen: Der Hanswurst erschien zuerst im Buch «Das Narrenschiff» Ende des 15. Jahrhunderts und wurde später in Österreich zur beliebten Bühnenfigur für die Massen. Hanswurst, alias Hans Sausakh von Wurstelfeld, war derb und nicht besonders klug.
Bis heute mag niemand ein Hanswurst sein. So gab es 2015 – wieder in München – eine Busse wegen mehrfacher Beleidigung. Auf der Velofahrt nach den Wiesn meinte ein angehaltener Betrunkener zu den Polizisten: «Woast, was i Hanswurschtn sagt, i zahl euch zwei Deppen.»