Im Februar setzten sich unter dem Hashtag ActOut und mit einem grossen Bericht im Magazin der «Süddeutschen Zeitung» 185 queere Schauspielerinnen und Schauspieler für Offenheit und Akzeptanz namentlich in der Film- und Fernsehbranche ein.
Sie nahmen damit Bezug auf eine Aktion aus dem Jahr 1978, als im deutschen Magazin «Stern» unter dem Titel «Wir sind schwul» an die 700 Männer sich outeten und kurze persönliche Statements veröffentlichten. Das ist mehr als 40 Jahre her.
Was bedeutet queer?
Box aufklappenBox zuklappen
Der Begriff steht für alle Gender-Identitäten, die sich nicht der Heteronormativität und der Mann-Frau-Binarität unterordnen. Wobei sich der Begriff eben gerade dadurch auszeichnet, dass er Identitäten nicht scharf abgrenzt, sondern dass er offen für diverse Bedeutungen ist. Dadurch kann er sichtbar machen, wie Machtverhältnisse Identitäten hervorbringen.
Wer darf mitmachen?
Noch heute raten Agenturen vielen queeren Künstler*innen von einem öffentlichen Coming-out ab, um ihrer Karriere nicht zu schaden. Einem queeren Schauspieler, so das Vorurteil, nehme man den feurigen Frauenliebhaber nicht mehr ab. Wenn heterosexuelle Schauspieler hingegen queere Figuren spielen, werden sie gern für ihren «Mut» gelobt.
Es geht also um Doppelmoral und um Teilhabe. Die grundsätzliche Frage lautet: Wer darf mitmachen? Wer hat die Machtposition und verteilt die Rollen, und da zeigt sich jetzt eben ein Kampf um Zugehörigkeit.
29:11
Video
Aus dem Archiv: Wie queer ist die Welt?
Aus Kulturplatz vom 23.10.2019.
abspielen. Laufzeit 29 Minuten 11 Sekunden.
Und zwar um Zugehörigkeit nicht nur, wenn es um eine spezifisch queere Expertise geht, positiv gesagt, oder negativ gesagt darum, dass man das queere Klischee ausstellen will. Denn häufig werden queere Menschen auf ein Zerrbild reduziert, das die Vielfalt der Lebensentwürfe bei weitem nicht abbildet.
Der Nachwuchs ist progressiver
Die Künste hinken dem sozialen Alltag hinterher. Am kämpferischen Horizont steht das Ideal einer Teilhabe, bei der die Queerness als Identitätsmerkmal überhaupt nicht mehr im Vordergrund steht.
Von diesem Ideal, dass queere Figuren nicht mehr allein über ihre Queerness identifiziert werden, ist der Kunstbetrieb noch weit entfernt. Aber in den Kunsthochschulen, in Arbeiten des künstlerischen Nachwuchses sieht es schon anders aus. Hier manifestiert sich queere (und andere) Diversität gelegentlich mit Empowerment und mit einer Selbstverständlichkeit, wie sie in den heutigen Strukturen noch nicht vorstellbar ist.
Queere Tipps – Film
Box aufklappenBox zuklappen
Jan Gassmann: «Off Beat» (2011) – Sensibler Spielfilm im Dok-Stil des damals erst 26-jährigen Schweizer Regisseurs Jan Gassmann über einen Rapper, der seine Homosexualität verheimlicht. Trailer
Céline Sciamma: «Portrait de la jeune fille en feu» (2019) – Leidenschaftliches, sinnlich inszeniertes Liebesdrama zwischen zwei Frauen im 18. Jahrhundert. Trailer
Netflix-Serie «Pose» (2018) – Von der Kult-Doku «Paris Is Burning» inspirierte Serie über die Ballroom-Szene im New York der 1980er-Jahre und deren Mitglieder: Schwarze Transfrauen. Die Themen Aids, Transphobie und Einsamkeit stehen Freundschaft, Liebe und Lebensfreude gegenüber. Trailer
Queere Tipps – Schauspiel
Box aufklappenBox zuklappen
Boris Nikitin: «Hamlet»
– Der Performer Julian Meding und der Regisseur Boris Nikitin entwickeln anhand Shakespeare und weit über Shakespeare hinaus eine faszinierende queere Selbstbefragung. Mehr Infos
fleischlin/meser: «This Is Me*»
– Was genau soll das sein, «das Normale»? Die Performerinnen Beatrice Fleischlin und Anja Meser bringen Gender und Identitäten zum Flimmern. Mehr Infos
Falk Richter: «Small Town Boy»
– Der zeitgenössische Klassiker zum queeren Empowerment. Mehr Infos
Queere Tipps – Musiktheater
Box aufklappenBox zuklappen
Jherek Bischoff, Jan Dvořák: «Andersens Erzählungen» (Theater Basel, 2019) – Nicht Fisch, nicht Vogel, nicht Mensch, nicht Tier – queerer geht es nicht. Regisseur Philipp Stölzl lässt Realität und Fiktion in dieser Geschichte über den Dichter Hans-Christian Andersen in einem wahrhaft märchenhaften Kosmos aufgehen. Trailer
Andrea Scartazzini/Thomas Jonigk: «Edward II» (Deutsche Oper Berlin, 2017) – Scartazzinis düsteres Musiktheater hat mit völliger Selbstverständlichkeit eine schwule Persönlichkeit als Titelfigur. Mit Erfolg. Die Produktion ist mittlerweile sogar als CD erhältlich. Trailer
Claudio Monteverdi: «L’Orfeo», «Il ritorno d’Ulisse in patria», «L’Incoronazione di Poppea» (Komische Oper Berlin, 2012) – Der Einstand von Barrie Kosky als regieführendem Intendanten der Berliner Komischen Oper kombinierte das Schrille des Revuetheaters mit der Buntheit von Monteverdis drei Opern. Älteste Musik trifft auf Berliner Gegenwart. Operation gelungen! Trailer
Die maximale Anzahl an Codes für die angegebene Nummer ist erreicht. Es können keine weiteren Codes erstellt werden.
Mobilnummer ändern
An diese Nummer senden wir Ihnen einen Aktivierungscode.
Diese Mobilnummer wird bereits verwendet
E-Mail bestätigen
Wir haben Ihnen ein E-Mail an die Adresse {* emailAddressData *} gesendet. Prüfen Sie bitte Ihr E-Mail-Postfach und bestätigen Sie Ihren Account über den erhaltenen Aktivierungslink.
Keine Nachricht erhalten?
Wenn Sie nach 10 Minuten kein E-Mail erhalten haben, prüfen Sie bitte Ihren SPAM-Ordner und die Angabe Ihrer E-Mail-Adresse.
Wir haben Ihnen ein E-Mail an die Adresse {* emailAddressData *} gesendet. Prüfen Sie bitte Ihr E-Mail-Postfach und bestätigen Sie Ihren Account über den erhaltenen Aktivierungslink.
Keine Nachricht erhalten?
Wenn Sie nach 10 Minuten kein E-Mail erhalten haben, prüfen Sie bitte Ihren SPAM-Ordner und die Angabe Ihrer E-Mail-Adresse.
Sie können sich nun im Artikel mit Ihrem neuen Passwort anmelden.
Ein neues Passwort erstellen
Wir haben den Code zum Passwort neusetzen nicht erkannt. Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse erneut ein, damit wir Ihnen einen neuen Link zuschicken können.
Ihr Account wurde deaktiviert und kann nicht weiter verwendet werden.
Wenn Sie sich erneut für die Kommentarfunktion registrieren möchten, melden Sie sich bitte beim Kundendienst von SRF.