«Er weiss intuitiv, dass es bei Architektur nicht um das Objekt geht, sondern um das Ziel; nicht um das Produkt, sondern um den Vorgang», begründet die Jury in Chicago den Preis an Francis Kéré. «Seine Gebäude, für und mit Gemeinschaften, sind direkt von diesen Gemeinschaften – in ihrer Erschaffung, ihren Materialien, ihren Programmen und ihren einzigartigen Charakteren.»
Francis Kéré wurde 1965 in Burkina Faso geboren, lebt seit 1985 in Deutschland und betreibt in Berlin das international tätige Architekturbüro Kéré Architecture.
Hochwertige Architektur für Menschen
Die Ehrung habe ihn zu Tränen gerührt, sagte Francis Kéré der «New York Times»: «Ich kann es immer noch nicht glauben. Ich habe diese Arbeit in der Architektur vorangetrieben, um qualitativ hochwertige Architektur zu meinen Menschen zu bringen.»
Neben seinem Heimatland hat Kéré unter anderem auch schon in Mali, Kenia, Uganda, den USA und Deutschland an Architektur-Projekten gearbeitet. Bekannt wurde er unter anderem durch die Arbeit am «Operndorf Afrika» des 2010 gestorbenen Regisseurs Christoph Schlingensief.
Lokal und nachhaltig
Kéré verwendet für seine Projekte typischerweise lokale Materialien: Holz ist einer seiner beliebtesten Baustoffe. Zudem ist der Architekt bekannt für eine energiesparende, kostengünstige und nachhaltige Bauweise.
«Ich hoffe, dass ich das Paradigma verändern kann, Menschen zum Träumen und zu Risiken antreiben kann», wird Kéré von der Preis-Jury zitiert. «Nur weil du reich bist, solltest du keine Materialien verschwenden. Nur weil du arm bist, solltest du trotzdem versuchen, Qualität zu erschaffen.»
2014 entwarf er etwa eine chirurgische Klinik und ein Gesundheitszentrum in Burkina Faso. Die zehn modularen Einheiten der Gebäude sind locker zueinander angeordnet, um eine Vielzahl von geschützten Zwischenräumen zu schaffen, die sowohl dynamisch als auch einladend wirken.
Der Pritzker-Preis gilt als renommierteste Auszeichnung der Architektur-Branche und ist mit 100'000 Dollar dotiert. Frühere Preisträger waren unter anderem Zaha Hadid, Rem Koolhaas, Norman Foster und Peter Zumthor. Vergangenes Jahr gewann das französische Architektur-Duo Anne Lacaton und Jean-Philippe Vassal. Kéré ist der erste Träger, der aus einem afrikanischen Land stammt.