- Ein Audio-Spaziergang zur Basler Ausstellung «Times of Waste» zeigt Orte im Dreiländereck, wo Abfall verarbeitet und verladen wird.
- Entlang des Rheins kommt Müll unterschiedlichster Art zusammen: Chemieabfälle, Altmetall oder Smartphone-Teile.
- Am Kreislauf des Abfalls zeigen sich auch die Bewegungen von Lebewesen und Gütern im globalisierten Grenzraum.
Das Smartphone stellt sich vor
Die Gruppe von zehn Personen trifft sich im Basler Hafenareal, nahe des Dreiländerecks. Hier, wo die Schweiz, Deutschland und Frankreich zusammen-kommen, erhalten die Neugierigen ein Smartphone.
Aus den Kopfhörern erklingt eine Frauenstimme, sie weist den Weg durch den trinationalen Raum: «Hallo, ich bin ein Smartphone. Die Menschen meinen, ich sei ein Diener, der alles tut, was sie wollen. Doch hier bin ich Chefin, ich führe dich während der nächsten Stunde durch das Gelände.»
Die Smartphone-Stimme ist es, die den Teilnehmenden Ohren und Augen öffnet, im Wahrnehmungs-Spaziergang. Die Stimme erzählt von verschiedenen Bewegungen von Menschen, Tieren, Pflanzen, Materialien und Gütern im Grenzraum Basel. Und vom Abfall, den sie hinterlassen.
Globalisierte Fauna
Der Weg führt vorbei an kleinen schwarzen Enten, die sich auf der französischen Seite des Rheins, bei der Dreiländerbrücke, niedergelassen haben. Die Reiherenten waren in diesem Gebiet früher viel seltener. Jedoch haben sie sich auf Muscheln aus Ostasien spezialisiert, von denen es hier unterdessen ganz viele gibt.
Diese chinesischen Körbchenmuscheln haben die heimischen Wandermuscheln fast vollständig verdrängt. Anhand solcher Veränderungen in der Tier- und Pflanzenwelt werden die regionalen und globalen Zusammenhänge des Hafengeländes deutlich.
Kein Staub zu Staub
Der trinationale Grenzraum ist gleichzeitig ein Schaltkreis, in dem Tier und Material miteinander verbunden sind. So führt der Weg weiter, einmal durch die Shopping Mall an der Deutsch-Schweizer Grenze und über den Zoll.
Währenddessen erzählt die Stimme aus den Kopfhörern: «Steinalt bin ich und aus vielen Teilen! Asche zu Asche, Staub zu Staub, das gilt nicht für mich. Denn gewisse Teile von mir sind unsterblich.»
Ob Restmetalle aus einem Smartphone, oder Ente und Muschel, der «Wastewalk» zeigt auf, dass es im Grenzgebiet als Folge der Globalisierung ganz unterschiedliche Arten von Abfall gibt.
Unsichtbarer Abfall
Nicht jede Art von Abfall ist auf den ersten Blick sichtbar, dazu gehört Chemiemüll. Einzig die grossen weissen Zelte auf der anderen Seite des Rheinufers sind für das Auge sichtbar. In den Zelten werden Reste von Lindan abgebaut, das als Teil der Insektizid-Herstellung von 1947 bis 1974 auf dem Areal produziert und gelagert wurde.
Der giftige Stoff gelang über viele Jahre in die Erde. Heute ist der Boden noch immer stark verschmutzt und der unsichtbare Abfall sucht sich seinen Weg ins Grundwasser.
Je wertloser, desto weiter weg
Im Hafenareal ist der Abfall hingegen sehr sichtbar. Hier wird der ganze Metallschrott der Schweiz gesammelt, wenn nötig zerkleinert und sortiert. Die Schiffe bringen den Schrott nach Rotterdam, wo wieder selektioniert wird und die Stücke in alle Länder der Welt weiterverkauft werden. Je wertloser, desto weiter weg reisen sie.
Gewisse Teile können nicht mehr wiederverwertet werden, dazu gehören auch Teile des Smartphones, und der Schaltkreis kommt ins Stocken. Was passiert mit den Elementen, die unsterblich sind?
Die Antworten darauf hat das Team des Instituts Experimentelle Design- und Medienkulturen der Hochschule für Gestaltung und Kunst recherchiert, die Resultate sind im Museum der Kulturen (siehe Textbox) zu sehen.