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Drei Frauen tragen Pussyhats, im Hintergrund das Kapitol von Washington.
Legende: Damit fällt man auf: Die pinke Wollmütze ist weltweit zum Protestsymbol geworden. Reuters

Ein Jahr Women's March Nicht nur Pussyhats – Pink Power braucht es auch an der Urne

Vor einem Jahr setzte der erste Women's March ein imposantes Zeichen. Der rosa Pussyhat wurde zum Symbol der Empörung. Seither ist aber zu wenig passiert, sagen die Initiantinnen. Für dieses Jahr ändern sie deshalb ihre Strategie.

Aus der Luft und auf Bildschirmen rund um die Welt sah er eindrücklich aus, der Women’s March on Washington 2017 : ein rosaroter Strom, der sich durch die Strassen der amerikanischen Hauptstadt ergoss. Fast eine halbe Million Menschen, die gegen den neuen Präsidenten und die Politik, die er versprach, protestierten.

Mütze im Museum

Rosafarben war dieser Mississippi des Widerstands, weil viele der Demonstrierenden rosa Strickmützen trugen: «Pussyhats». Die Pussyhats sind zum Symbol der Empörung und der Solidarität geworden.

Und nun auch zum Museumsobjekt: Das Victoria & Albert Museum in London hat kürzlich ein Exemplar erstanden und stellt es in seiner Sammlung zur Schau. Dieser Erwerb wurde von mehreren einschlägigen Publikationen zu einem der besten Kunsteinkäufe des Jahres gekürt.

Den Frauenmarsch selber halten diverse amerikanische Kunstkritiker für eine der bedeutendsten Kunstaktionen von 2017. Der NYT-Kritiker Holland Cotter bezeichnete den Women’s March in seiner Top-Ten-Liste zum Jahresende sogar als «grösstes Werk politischer Performance überhaupt».

«Frauen an die Urnen»

Es gereicht durchaus zur Ehre, in die Annalen der Kunstgeschichte einzugehen. Nur: Was hat die Pink Power bisher sonst noch gebracht?

Ein Jahr Women's March

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Bei Weitem nicht genug. Zu diesem Schluss sind die Initiantinnen des Women’s March gelangt, eine Organisation, die sich inzwischen als «Women’s March Inc.» ins Handelsregister hat eintragen lassen.

Geplant ist deshalb eine grossangelegte Strategieänderung. «Power to the Polls» heisst das Motto der Bewegung dieses Jahr. «Für Frauenrechte an die Urnen» lautet der Aufruf, dem mit einer nationalen Kampagne zur Wählerregistrierung nachgeholfen werden soll.

Nicht zufällig in Las Vegas

Lanciert wird die Kampagne in Las Vegas, wo am 21. Januar die Hauptveranstaltung des Women’s March 2018 stattfindet.

Zwar sind landesweit über 250 Aktionen angekündigt, darunter Grossdemonstrationen in Washington D.C. und New York. Doch die Glückspiel- und Glamour-Hochburg in der Wüste Nevadas haben die Organisatorinnen mit Bedacht gewählt.

Denn in Las Vegas kam es mit dem Attentat auf das Country-Music-Festival im vergangenen Oktober zur grössten Massenschiesserei in der Geschichte der Vereinigten Staaten. Die Verschärfung des Waffengesetzes ist schon lange ein Anliegen, für das sich vor allem Frauen einsetzen.

Symbolik ist gut, Handeln ist besser

Dazu kommt das #metoo-Moment: Mehrere führende Politiker in Nevada werden sexueller Übergriffe beschuldigt, drücken sich jedoch davor, Stellung zu nehmen. Schliesslich handelt es sich bei Nevada um einen Bundesstaat, den die Demokraten von den Republikanern zurückgewinnen könnten – wenn nur genügend Frauen an die Urnen gehen.

Symbolik ist gut, Handeln ist besser. Der Pussyhat mag im Museum Staub ansetzen. Ihre zweite und vielleicht letzte Chance, Veränderungen zu bewirken, wollen die Behüteten nun nutzen.

Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur aktuell, 19.1.18, 17.40 Uhr

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