Auch daran ist Corona schuld: Der Megatrend Velofahren hat die Schweiz erfasst. Hier sind die besten Profitipps für einen bequemen und beschwerdefreien Sommer auf dem Fahrrad – wenn man vor dem Start diesen Details Beachtung schenkt.
1. Tipp: So schmerzt der Hintern nicht
Christian Kryenbühl kennt das Hauptproblem der Velofahrenden bestens: den schmerzenden Hintern. Seit vielen Jahren analysiert der Biomechaniker dieses Problem. Der ideale Sattel steht bei ihm nie zuoberst auf der Liste. Er rät, zuerst die Einstellungen zu kontrollieren. Steht der Sattel horizontal? Das kann bereits Druckspitzen auf das Gesäss nehmen.
Dann kontrolliert Kryenbühl auch die Sattelhöhe. Ein zu hoher Sattel hat meist zur Folge, dass die Fahrerin oder der Fahrer mit dem Becken hin- und herwippt. Das scheuert an den Weichteilen. Den Sattel etwas tiefer stellen, kann darum ebenfalls zu weniger Sitzbeschwerden führen.
Erst wenn das alles nicht fruchtet, soll man sich nach einem anderen Sattel umsehen. Generelle Tipps dazu sind aber schwierig, weil jeder Mensch anders gebaut ist.
2. Tipp: So schlafen die Hände nicht ein
Das zweite Problem, das Kryenbühl immer wieder antrifft: eingeschlafene Hände. Die Lösung ist oft ganz einfach: Hände und Arme in einer geraden Linie halten. Wer die Handgelenke zu stark abknickt, erhöht den Druck auf die Nerven im Handgelenk. Genau das kann zu den eingeschlafenen Händen führen.
3. Tipp: So bleibt man lange leistungsfähig
Die Ernährungswissenschafterin Joëlle Flück staunt immer wieder, wie viele Kalorien Genussvelofahrende unterwegs zu sich nehmen – und das meist in Form von Energieriegeln und Sportgetränken. Diese sind jedoch für Leistungssportlerinnen und -sportler entwickelt worden, die möglichst viele Kalorien in möglichst komprimierter Form zu sich nehmen müssen, um leistungsfähig zu bleiben. Wer eine bis zwei Stunden in entspanntem Tempo unterwegs ist, soll sich mit Wasser und natürlichen Nahrungsmitteln wie Banane oder kleinen Sandwiches verpflegen.
4. Tipp: So bringt man sich in Topform
Wer trotz regelmässigem Training auf der Hausrunde nicht schneller wird oder immer wieder an der 100 Kilometer-Tour scheitert, dem empfiehlt der Sportwissenschaftler Beat Müller das polarisierte Training. Denn wer «immer mit Jus fährt, mit Druck auf den Pedalen», trainiert weder seine Ausdauerleistung noch seine Schnelligkeit ideal, so Müller. Sondern beides nur ein bisschen.
Die Lösung: Entweder richtig schnell oder dann gemütlich trainieren. Müller empfiehlt, ein- bis maximal zweimal pro Woche schnell zu fahren. Hat man Zeit für noch mehr Trainings, soll man sie gemütlich fahren.
5. Tipp: So rollt das Rad fast von allein
Wer noch immer glaubt, dass mehr Luft im Reifen schneller macht, für den hat der Sportwissenschaftler Lucas Schmid eindrückliche Zahlen bereit: Auf einer Weltcupstrecke der Mountainbiker bringt einer tiefer Luftdruck bis eineinhalb Minuten Zeitgewinn gegenüber einem hart gepumpten Pneu. Er erklärt das so: «Mit viel Luft im Reifen wird das Rad bei Hindernissen jeweils angehoben. Das erhöht den Rollwiderstand. Mit wenig Druck rollt das Rad sanft über das Hindernis hinweg.»
Schmids Rollwiderstandsmessungen haben unter anderem dem Schweizer Mountainbike-Crack Nino Schurter geholfen, Weltmeister zu werden. Schmid rät zu rund 1,5 bis 1,7 Bar Luftdruck in einem modernen Mountainbike-Reifen. Und für Rennradreifen hat er folgenden Tipp: Das Körpergewicht geteilt durch 20, dann plus 1, das ergibt einen modernen, tiefen Luftdruck für Reifen mit einer Breite von 25 und mehr Millimetern.