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Filosofix: Das Gedankenexperiment «Gauguin»
Aus Filosofix vom 18.12.2017.
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Gedankenexperiment Gauguin Gibt uns der Erfolg immer recht?

Der Maler Paul Gauguin verliess seine Familie, um sich der Kunst zu widmen. Mit Erfolg. Aber rechtfertigt der Erfolg auch sein Verhalten? Damit beschäftigt sich das philosophische Gedankenexperiment «Gauguin».

Der französische Maler Paul Gauguin verliess 1891 seine Familie, um sich in Tahiti ganz der Kunst zu widmen. Der englische Philosoph Bernard Williams nimmt diese Geschichte zum Anlass für ein Gedankenexperiment: Was wäre, wenn Gauguin mit seinen Bildern keinen Erfolg gehabt hätte? Würden wir seine Entscheidung, die Familie zu verlassen, anders bewerten? Williams vermutet, dass wir Gauguins Verhalten tatsächlich anders beurteilen, je nach Erfolg. Aber warum eigentlich?

Betrunkene Autofahrt

Nach Williams spielt der «moralische Zufall» bei dem Fall Gauguin eine wichtige Rolle. Das Phänomen lässt sich anhand eines simplen Beispiels verdeutlichen: Angenommen, zwei Personen A und B steigen spätnachts, nach einem feuchtfröhlichen Fest, betrunken in ihre Autos und fahren nach Hause.

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Aufgrund des hohen Alkoholpegels fahren beide bei Rot über eine Ampel. Bei A kommt dabei niemand zu schaden, B jedoch fährt eine Person an, die gerade die Ampel überquert, und verletzt sie tödlich.

Moralischer Zufall

Die philosophische Frage lautet nun: Welchem Fahrer machen wir den grösseren moralischen Vorwurf? Viele würden sagen, die Schuld von B sei viel grösser, da B einen Menschen getötet hat. Aber wir wissen: Auch A hätte die Person angefahren.

Der glückliche Zufall wollte es so, dass bei ihr gerade kein Fussgänger über die Ampel lief. Warum aber sollten äussere Zufälle über den moralischen Wert einer Handlung bestimmen? Warum sollte ein Umstand, über den ich keine Kontrolle habe, meine Handlung gut oder schlecht machen?

Absicht oder Konsequenzen?

An dieser Frage scheiden sich die Geister. Sogenannte «Konsequentialisten» meinen, für den moralischen Wert einer Handlung seien allein die Konsequenzen ausschlaggebend – und der Zufall leiste seinen Beitrag dazu. Moral habe immer auch mit Glück zu tun.

Sogenannte «Pflichtethiker» dagegen finden, was nicht in meiner Macht liege, dafür könne ich auch nicht verantwortlich gemacht werden. Was zähle, sei die Absicht und die Handlung selbst, nicht die Folgen. Autofahrer B handle nicht schlechter als A, er habe nur Pech gehabt.

Gauguins Glück

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Das Problem des moralischen Zufalls stellt sich auch am Fall von Gauguin. Auch sein Erfolg basiert nämlich auf glücklichen Zufällen. Etwa dem Glück, Talent zu haben. Oder der Tatsache, dass seine Werke den Geschmack der Kritiker und des Publikums treffen.

Aber rechtfertigt der zufallsbedingte Erfolg seine Entscheidung, die Familie zurückzulassen? Kann die Entscheidung überhaupt gerechtfertigt werden – Erfolg hin oder her? Gibt es also Dinge, die wichtiger sind als Moral?

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