Die fünf Container stehen 50 Meter vom Asylzentrum und 100 Meter von der Schweizer Grenze zu Deutschland entfernt. Über den Bahndamm gleich daneben donnert alle paar Minuten ein Güterzug. Im improvisierten Container-Café des Ökumenischen Seelsorgedienstes für Asylsuchende (OeSA) ist es eng. Es gibt kein fliessendes Wasser und die Heizung fällt verlässlicher aus, als dass sie funktioniert.
Heute ist die Stimmung gelöst. Ein junger Syrer aus dem benachbarten Empfangs- und Verfahrenszentrum spielt Gitarre. Er ist Musiker, Kurde und Muslim. Da, wo er herkommt, im Gebiet des Islamischen Staates, ist Musik inzwischen verboten. Neben ihm sitzt ein Iraker, der auf der Flucht von seiner Frau und seinem Kind getrennt wurde und nicht weiss, ob die beiden noch leben. Die Seelsorger haben den Suchdienst des IKRK eingeschaltet.
Ehemalige Asylsuchende engagieren sich
Die Musik zaubert ein Lächeln auf die Gesichter. Kinder lachen. Im Moment kommen aus dem Asylzentrum vor allem Menschen aus Syrien, Eritrea, Sri Lanka, aber auch aus Afghanistan, Georgien, der Ukraine und verschiedenen Ländern Afrikas ins Café. Alle sind willkommen, Nationalität und Religion spielen keine Rolle. Die Container-Seelsorge wird von verschiedenen Kirchen in Basel getragen. Hier erhalten die Asylsuchenden gratis Kaffee und Tee, ein Stück Brot oder eine Frucht, Kleider und Rechtsberatung. Kein Wunder, ist das Angebot bei den Asylsuchenden beliebt. Neben den Seelsorgern engagieren sich 50 Helfer ehrenamtlich. Die Hälfte von ihnen sind ehemalige Asylsuchende.
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«Religion ist für die Asylsuchenden erstaunlich wichtig und manchmal der letzte Halt», sagt der evangelisch-reformierte Seelsorger Roland Luzi. Die Seelsorger arbeiten nicht nur im Container-Café, sondern auch im Empfangs- und Verfahrenszentrum selbst. Dort steht ihnen ein Raum für Andachten und Gespräche zur Verfügung. Pfarrer Luzi hat hier Symbole verschiedener Weltreligionen angebracht, alle genau auf der gleichen Höhe, wie er betont. Christen nutzen die Angebote, aber auch Muslime. In den Herkunftsländern der Asylsuchenden wäre diese Gemeinschaft über die Religionsgrenzen hinweg undenkbar. «Hier sind alle im gleichen Boot», meint Roland Luzi.
Helfen ist christliche Pflicht
«In diesen Menschen begegne ich Christus, der gesagt hat: Ich war fremd und Du hast mich aufgenommen», erklärt die katholische Seelsorgerin Susy Mugnes. Asylsuchenden zu helfen, sieht sie durchaus als christliche Verpflichtung. «Im Gespräch können auch einmal die Tränen fliessen», sagt Susy Mugnes. Die rund 300 Asylsuchenden im Zentrum seien ja sonst nie allein.
«Seelsorge bedeutet manchmal einfach, ein Ohr schenken, Zeit schenken», ergänzt Astrid Geistert, die Leiterin des Seelsorgedienstes. Ihre Institution sei unabhängig und könne entsprechend intervenieren und vernetzen, beispielsweise einen Arztbesuch anregen. Zudem organisiert der Seelsorgedienst täglich Kinderbetreuung im Zentrum.
Eigenverantwortung stärken, Respekt fördern
Wie kommunizieren die Seelsorger in diesem babylonischen Sprachengewirr? Die Susy Mugnes meint: «Ich finde immer einen Weg.» Wenn es gar nicht geht, holt sie einen Dolmetscher. Einzig bei Frauen aus Sri Lanka oder Somalia sei es schwierig, Kontakt aufzunehmen. Diese lebten sehr zurückgezogen im Asylzentrum. Mit den Männern haben die Seelsorgerinnen keine Probleme. «Auch die Jungs haben uns gegenüber Respekt», meint Astrid Geistert.
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Der Respekt beruht auf Gegenseitigkeit. Denn Roland Luzi erklärt die Aufgabe des OeSA so: «Seelsorge heisst, Asylsuchende in ihrer Eigenverantwortung und in ihrem Selbstvertrauen zu stärken und den Respekt vor der Persönlichkeit zu förden.»