Weniger stereotype Rollendarstellungen, mehr Diversität auf Bühne und Leinwand: Das fordert der Verein «FemaleAct».
Eine der Mitbegründerinnen von «FemaleAct» ist die Schweizer Schauspielerin Wanda Wylowa. Ein Gespräch über ihr Engagement und ihre Rolle einer frustrierten Hausfrau und Mutter in der Serie «Seitentriebe».
Sie haben den Verein «FemaleAct» mitbegründet. Wie kam es dazu?
Wanda Wylowa: Auslöser war der Drang nach einer Veränderung. Wir, verschiedene Schweizer Schauspielerinnen, finden, dass hierzulande die Darstellung von Menschen zu einseitig ist – im Fernsehen, auf der Bühne und auf der Leinwand.
Uns stören stereotype Rollenbeschriebe und wir fragen uns: Könnte der Taxichauffeur oder der Arzt nicht auch von einer Frau gespielt werden?
Ist die Situation in der Schweiz diesbezüglich besonders unbefriedigend?
Ja, gewisse Länder sind uns da weit voraus. In Skandinavien etwa gibt es Checklisten für Theater und Medienproduktionen allgemein. Diese betreffen etwa Rollenvergabe: Da muss sich die Regie fragen, ob jede Figur auch von einer Frau gespielt werden könnte und das Gegenteil nötigenfalls begründen können.
Doch es geht dabei nicht nur um das Geschlecht. In den Institutionen müssen auch verschiedene Altersgruppen vertreten sein.
Weshalb ist Ihnen dieses Engagement persönlich so wichtig?
Studien zeigen, dass Frauen und Männern auf dem Bildschirm in einem Verhältnis von 1:4 vertreten sind. Im Comic ist gar nur jede neunte Figur weiblich. Das sind verheerende Negativbeispiele für heranwachsende Mädchen und das breite Publikum kann sich so nicht wiedererkennen.
Wir fordern mehr Diversität, damit Kinder, Jugendliche, Frauen und Männer sehen: Vieles ist möglich! Man kann auch Hausmann werden, Pilotin oder Schauspielerin mit einem dicken Hintern.
In der Serie «Seitentriebe» sind Sie in der Rolle der Monika zu sehen, einer frustrierten Hausfrau und Mutter zweier Söhne. Mögen Sie diese Monika?
Ja! Monika mag zwar manchmal etwas mühsam sein, ist aber eine lustige Person. Sie kämpft und schafft es immer wieder, etwas zu tun, was ihr nicht leicht fällt. Als «typische» Frau erzogen, musste Monika in ihrem Leben stets ihre Bedürfnisse hintenanstellen. Für jemanden wie sie ist es schwierig, sich von überholten und einengenden Rollenbildern zu lösen. Schwieriger als für eine Person, die bereits eine starke, autonome Frau als Mutter hatte.
Es ist toll, jemanden zu spielen, mit dem sich so viele identifizieren können.
In der zweiten Staffel emanzipiert sie sich: Monika, die eigentlich ein «Huscheli» ist, streikt im Ehebett und fordert bezahlte Hausarbeit. Dabei tritt sie immer mal wieder in ein Fettnäpfchen, in das man auch selber treten könnte. Deshalb fühlt sich ein Grossteil des Publikums, besonders Frauen mit Kindern, von ihr angesprochen. Es ist toll, jemanden zu spielen, mit dem sich so viele identifizieren können.
Haben Sie Rückmeldungen von Frauen bekommen, die sich mit der Figur der Monika identifizieren können?
Ja, die Begeisterung nach der ersten Staffel war gross. Ich wurde von vielen Menschen angesprochen, beim Einkauf in der Apotheke oder an einer Party. Am meisten aber freute mich das Lob geschätzter Regisseurinnen und Schauspielerinnen meines Spiels. Denn diese kennen mich und wissen, dass ich das Gegenteil von Monika bin: Ich sage alles, habe vor nichts Angst.
Das Gespräch führte Katharina Flieger.