Hollywoodstar Keanu Reeves hat letzte Woche an der Messe E3 in Las Vegas das Spiel «Cyberpunk 2077» präsentiert. Im Videospiel spielt er selbst eine Rolle.
Digital-Redaktorin Martina Gassner sagt: Reeves ist damit nicht der Einzige. Immer öfter setzen Spieleproduzenten auf Hollywoodgrössen.
Wie zeigt sich dieses Phänomen?
Keanu Reeves ist kein Einzelfall. Ellen Page, William Dafoe, Kevin Spacey – sie alle haben schon in Videospielen mitgespielt. Aber nicht nur Schauspieler, auch Filmmusikkomponisten sind seit vielen Jahren in der Videospielbranche aktiv.
Hans Zimmer hat schon vor zehn Jahren begonnen, Musik für Spiele zu schreiben. Guillermo del Toro, der berühmte mexikanische Regisseur und Produzent, arbeitet ebenfalls bereits seit fast zehn Jahren für die Videospieleindustrie und hat auch schon bei diversen Spielen Regie geführt.
Jetzt gerade erst an der Messe E3 verkündigte der Game-of-Thrones-Autor George R.R. Martin, er sei auch aktuell an der Entwicklung eines Videospiels beteiligt.
Diese Schauspielerinnen und Schauspielern erscheinen in den Games nicht nur in einer Zwischensequenz. Man kann sie als Gamer steuern. Wie funktioniert das?
Diese Technologie nennt sich «Motion Capture». Damit werden Bewegungen von Menschen filmisch aufgezeichnet und daraus digitale Charaktermodelle erstellt.
Diese werden animiert und wir können sie in Videospielen zum Teil selbst steuern. Motion Capturing wird auch in der Filmindustrie eingesetzt und kommt auch für Sportanalysen zum Einsatz.
Ein weiteres Schlagwort an der E3-Messe war «Games as a Service». Was ist damit gemeint?
Das heisst: Videospiele erhalten Zusatzinhalte oder man kann sie im Abo-Angeboten weiter monetarisieren, anstatt sie einfach nur einmal zu verkaufen – also ähnlich wie bei Streaming-Plattformen, wo man monatliche Abokosten zahlt. Auch gibt es wie bei Filmserien Spin-offs von erfolgreichen Games.
Hat die Game-Industrie Hollywood tatsächlich zahlenmässig überholt, wie man oft liest?
Es kommt darauf an, was man alles unter einer Industrie zusammenfassen möchte. Oft wird unter dem Begriff «Filmbranche» die Einnahmen der Kinokassen zusammengezählt. Dabei umfasst die Filmbranche heute viel mehr – zum Beispiel die ganzen Streaming-Angebote.
Bei den Videospielen wiederum wird oft sehr grosszügig gerechnet. Da sind auch fast immer Handyspiele mit eingerechnet. Diese machen einen immensen Teil des Umsatzes der Videospielindustrie aus.
Die Videospielindustrie hat sich in den letzten Jahren aber extrem gut entwickelt, während die Filmindustrie keine signifikanten Sprünge machen konnte. Man kann also sagen, dass sich heute die zwei grössten Unterhaltungsindustrien Film und Videospiel ungefähr auf Augenhöhe begegnen.
Das Gespräch führte Eva Stehrenberger.