Eli Reust und Laura Alemanno sind Anfang 30 und arbeiten als Hebammen in der Schweiz. Schon seit Jahren schwebt ihnen vor, dass sie ihr Fachwissen im Ausland einsetzen wollen, wo schwangere Frauen und Mütter mit ihren Neugeborenen in Extremsituationen leben.
Aufklärung und Prävention
Nun ist es soweit: Die beiden Hebammen haben für ihr Projekt Mambrella 30'000.- Franken Spenden gesammelt. Damit finanzieren sie einen Wohnwagen, der als mobile Hebammenpraxis funktioniert.
«Where mothers can be mothers»
Im April fahren Laura Alemanno und Eli Reust wieder in den Süden von Serbien. Im Flüchtlingslager von Presevo leben viele Schwangere und frisch entbundene Mütter aus Afghanistan, Syrien und dem Iran. Ihnen wollen die beiden Hebammen helfen.
Das Motto von Mambrella lautet «Where mothers can be mothers». Im Wohnwagen dürfen die geflüchteten Frauen ausschliesslich Mutter sein und sich um das Baby im Bauch oder das Neugeborene in den Armen kümmern.
Die Sorgen, Traumas von Krieg und Krisen, materielle Mängel und fehlenden Perspektiven sollen für die Frauen einen Augenblick lang in den Hintergrund treten.
Bindeglied vor Ort
Die Hebammen verfügen weder über Medikamente noch über medizinische Geräte – abgesehen von einem Stethoskop. Sie bieten keinerlei Geburtshilfe im Wohnwagen an. «Wir wüssten aber, was zu tun wäre, wenn Wehen bei einer Schwangeren eintreten», meint Laura Alemanno lachend.
Mambrella funktioniert als Bindeglied zu den bestehenden Strukturen vor Ort – zu den Gynäkologen und Spitälern. Lokale Hebammen und Helfende werden ebenfalls einbezogen. So können die beiden Schweizerinnen Aufgaben abgeben, bevor ihr Einsatz nach einem Jahr endet.
Lebenswichtige Dokumente
Schwangere Frauen, die im Wohnwagen untersucht wurden, erhalten einen Bericht. Diese Dokumente seien sehr nützlich, sagt Eli Reust. Wenn eine Frau für die Geburt in ein Spital komme, wisse das Personal oft nicht, wie die Schwangerschaft verlaufen sei und was bei der Behandlung zu beachten sei. Eine ganze Reihe von Kontrollen und Abklärungen wären die Folge.
Vor Sprachbarrieren haben die beiden Hebammen von Mambrella keine Angst. Ihre Erfahrung zeigt, dass die Menschen in den Flüchtlingslagern oft gut gebildet sind.
Aber auch wenn es mit dem Englisch hapert, wissen sich die Hebammen zu helfen. Sie benutzen Karten mit Bildern, um über Verhütungsmethoden, Komplikationen bei der Schwangerschaft oder Problemen beim Stillen zu sprechen.
Laura Alemanno und Eli Reust betonen, dass ihnen der Respekt vor kulturellen Unterschieden wichtig sei. Sie erlauben sich zum Beispiel kein Urteil, ob ein siebtes Kind, das auf der Flucht zur Welt kommt, sinnvoll ist.
Die beiden Hebammen nehmen die vorhandene Ausgangslage an und bemühen sich, die Flüchtlingsfrauen so gut wie möglich in ihrem Schicksal zu unterstützen.
Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur aktuell, 7.2.2018, 8.20 Uhr