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Bild 1 von 10. Keizersgracht Ecke Leidsegracht: Die Wasserstrassen Amsterdams feiern dieses Jahr ihr 400-Jahre-Jubiläum. Als sie Anfang des 17. Jahrhunderts gebaut wurden, war ihre Hauptfunktion der An- und Abtransport von Waren zu und von den Kaufmanns- und Lagerhäusern, die direkt an den Grachten gebaut wurden. Bildquelle: Keystone.
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Bild 2 von 10. Am Grachtengürtel konnten es sich nur sehr wohlhabende Bürger leisten, ein prächtiges Haus zu erbauen und zu bewohnen. Das ist auch heute noch so. Neben Privatleuten haben sich daher viele Betriebe (Banken, Versicherungen und Anwaltskanzleien) an den Grachten niedergelassen. Bildquelle: Reuters.
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Bild 3 von 10. Entlang der Herengracht findet man die prächtigsten Grachtenhäuser der ganzen Stadt mit dem schönsten Giebelschmuck. Der Zahn der Zeit nagt an den Fassaden, allerdings hat sich seit 400 Jahren erstaunlich wenig verändert. Bildquelle: Michel Claus.
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Bild 4 von 10. Die Hauptgrachten werden durch zahlreiche Quergrachten verbunden, insgesamt sollen es angeblich rund 160 sein, überspannt von fast 1300 Brücken. Bildquelle: Reuters.
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Bild 5 von 10. Wohnhaus am Herengracht: Viele der Gebäude am Grachtengürtel sind üppig verziert. Seit August 2010 zählt der Grachtengürtel zum Weltkulturerbe. Bildquelle: Michel Claus.
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Bild 6 von 10. Auch das Innere der Villen ist teilweise erhalten geblieben. Einige der Kanalhäuser wurden inzwischen in Museen umgewandelt und geben Einblicke in das Leben der «besseren Gesellschaft» des 17. und 18. Jahrhundert. Hier der Speisesaal des Van-Brienen-Hauses an der Herengracht. Bildquelle: M. Svensson/RCE (Cultural Heritage Agency).
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Bild 7 von 10. Als Bepflanzung an den Ufern sind ausschliesslich Ulmen geduldet, weil ihre Wurzeln nur in die Tiefe wachsen und nicht die Gefahr besteht, dass sie seitwärts die Kanalwände durchdringen. In den Grachten liegen über 2000 Wohnboote, die über Strom- und Wasseranschluss verfügen. Heute werden die Grachten hauptsächlich von Touristenbooten befahren. Bildquelle: Keystone.
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Bild 8 von 10. Der Beulingsloot-Kanal zwischen Herengracht und Singel in Amsterdam, 1893. Bildquelle: Amsterdam City Archives.
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Bild 9 von 10. Im Winter frieren die Grachten manchmal zu, so dass man sie gefahrlose betreten kann, wie hier die Keizersgracht. 2012 war es das letzte Mal soweit. Bildquelle: Reuters.
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Bild 10 von 10. Die Wasserstrassen werden gerne für Paraden benutzt: Höhepunkt der Amsterdam Gay Pride ist der karnevalsartige Umzug in geschmückten Booten durch die Grachten: die «Canal Parade». Bildquelle: Reuters.
Um dieses monumentale Bauwerk überhaupt realisieren zu können, musste zuerst ein Bett in den sumpfigen Amsterdamer Boden gegraben werden. Das Wort Gracht leitet sich denn auch von «graven» ab, niederländisch für graben. Danach trieben die Arbeiter lange Baumstämme in den weichen Untergrund und kleideten die Wände der entstandenen Kanäle mit Backsteinen aus.
Seit 400 Jahren kaum verändert
Seitdem haben sich Form und Funktion des Grachtengürtels kaum verändert. Natürlich hat der Zahn der Zeit an den Häusern genagt, und ein Grossteil der Fassaden machte eine Metamorphose durch. Viele der hübschen Giebelsteine, die häufig auf die Beschäftigung der ersten Bewohner hinweisen, sind jedoch erhalten geblieben, ebenso wie die weisse Farbe an den Fensterrahmen, die mit den rot-braunen Backsteinen kontrastiert.
Wer auf einer der vielen Steinbrücken steht und seinen Blick den Häuserwänden entlang schweifen lässt, sieht «ein Muster wie einen Barcode.» So sieht es jedenfalls der berühmte Architekt Sjoerd Soeters, der in den letzten Jahren mehrere Grachtenhäuser restaurierte.
Unter Denkmalschutz
Zum halbrunden, mit vielen Bäumen umsäumten Grachtengürtel, der unter Unesco-Denkmalschutz steht, gehören drei Hauptkanäle: die Herengracht im Innern, die Keizersgracht in der Mitte sowie die Prinsengracht. Aber die Anlage wäre ohne die vielen schmalen Quergrachten nicht komplett. Sie tragen dazu bei, dass eine Fahrt auf einem Rundfahrtboot zu einem speziellen Erlebnis wird und heute zu den touristischen «Musts» von Amsterdam gehört, wie das Anne Frank Haus oder das Reichsmuseum.
Herengracht, der vornehmste Kanal
Die edelste Wasserstrasse ist die Herengracht, genannt nach den Handelsherren, die die Kaufmannsstadt regierten – und ohne deren Vermögen der Grachtengürtel nicht hätte gebaut werden können. Dort, an der «Güldenen Biegung», stehen die kapitalsten Villen der Metropole. Aber die begüterten Familien, die einst in den mehrstöckigen Prunkbauten mit den ansehnlichen Gärten wohnten, haben längst Platz gemacht für die Büros von Banken und Versicherungen.
Demgegenüber sind die Häuser auf der Prinsengracht viel bescheidener. Hier standen einst die Lagerschuppen der Händler, und in den schmalen Häusern wohnten die Armen. Heute ist dieser äusserste Halbring sehr beliebt – nicht zuletzt wegen der Kneipen.
«Bewunderungswürdiges Baudenkmal»
Aus Anlass des 400-jährigen Jubiläums ist ein dickes Grachtenbuch erschienen. Mit vielen Fotos und sehr detailreich wird darin die Geschichte der einzelnen Häuser festgehalten. Zudem beschreiben die Autoren sehr plastisch, wie einst Zuckerbäcker und Tabaksfabrikanten, Sklavenhalter und Wissenschaftler oder Diebe und Walfischfahrer friedlich zusammen den Grachtengürtel bevölkert haben. In dem Schmöker finden sich aber auch viele Aussprachen von Reisenden aus der alten Zeit, die beim Anblick der Grachten ins Schwärmen gerieten. Einer von ihnen sprach gar von «einem der grössten und bewunderungswürdigsten Baudenkmäler des menschlichen Schöpfergeistes.»