Carl-Franz Bally war nicht nur ein innovativer Industrieller – der Schuhfabrikant war auch ein Gartenfreund. Als er 1868 begann, den Park zwischen Bahnlinie und Aare in Schönenwerd anzulegen, war es dem Patron ein Anliegen, dass seine Angestellten hier nach getaner Arbeit Erholung und auch etwas Bildung finden könnten.
So liess Bally denn nicht nur einen weitläufigen Park mit grosser Pflanzenvielfalt, wunderbaren Bäumen und Kanälen anlegen. Er legte auch Wert auf pittoreske Inszenierungen: unter anderem mit einem chinesischen Pavillon und einer kleinen Pfahlbausiedlung, damit die Arbeiterschaft beim Spazieren noch etwas lernen konnte.
Ein giftiges Geschenk
Das Bally-Imperium ist zwar längst zerfallen – der Park aber noch immer intakt. Das ist zum einen Georges Bürgin zu verdanken. Bürgin war 23 Jahre bei Bally als Industriearchitekt tätig und hat sich dabei auch mit Umsicht um die Pflege des Parkes mit den Alleen, Baumgruppen, Hängebuchen, Wegen, Weihern, Brücken und Staffagen gekümmert. Zum andern waren auch die Gemeinden Schönenwerd, Niedergösgen und Gretzenbach engagiert, die den Ballypark übernahmen.
2001 erhielten die drei Gemeinden den Park geschenkt. Die Freude war gross – aber die damaligen Gemeindepräsidenten verlangten eine Untersuchung des Kanals, der all die Jahre auch der Industrie gedient hatte. Prompt wurde eine Verunreinigung des Bodens durch Schwermetall entdeckt.
Nach der Sanierung nahmen die drei Gemeinden das Geschenk dann dankend an und gründeten die Einfache Gesellschaft Ballypark. Eine Betriebskommission ist für die Pflege und die Weiterentwicklung des Gartendenkmals verantwortlich. Das Landschaftsarchitekturbüro Raderschall hat ein Parkpflegewerk entwickelt.
Ausgesteuerte schneiden Büsche
Indes: Die Pflege eines Parkes von 100'000 Quadratmetern Grösse geht ins Geld. Pflege und Unterhalt kosten jährlich bis zu 200'000 Franken. Doch in Schönenwerd, Niedergösgen und Gretzenbach ist man schlau: Im Ballypark sind einmal wöchentlich Mitarbeitende der Arbeits-Integrationsfirma Oltech unterwegs.
Die zwölfköpfige Equipe mäht den Rasen, jätet, schneidet Büsche und leert Papierkörbe für 35 Franken pro Mann und Tag. Ausgesteuerte und Langzeitarbeitslose kommen so zu Arbeit und die Gemeinden zu einer auf lange Frist zahlbaren Pflege eines Gartendenkmals, das zu einem wichtigen Erholungsraum für die Einwohnerinnen und Einwohner der drei Gemeinden geworden ist.
Gratis und rund um die Uhr offen
Auch im Ballypark kommt Vandalismus vor. Natürlich habe man sich schon überlegt, ob man den Park nachts schliessen wolle, erzählt Peter Hodel, Gemeindepräsident von Schönenwerd. «Die Idee wurde aber immer wieder klar verworfen. Zum einen war diese Anlage von Anfang an als öffentlicher Park für die Bally-Arbeiterinnen und -arbeiter gedacht. An dieser Ursprungsidee wollen wir festhalten. Zum andern braucht ein geschlossener Park Überwachung – und die kostet.»
Den Schweizer Heimatschutz freut's. Es gefällt ihm, dass sich hier beim Ballypark drei Gemeinden gemeinsam für den Erhalt eines Gartendenkmals einsetzen und sich pragmatisch dafür stark machen, dass er gratis der Bevölkerung rund um die Uhr zur Verfügung steht. Darum erhielten nun Schönenwerd, Niedergösgen, Gretzenbach und ihr Ballypark den Schulthess Gartenpreis . «Wir würdigen ganz besonders, dass man die Parkanlage mit viel Herzblut bis heute retten konnte», sagte Patrick Schoeck vom Schweizer Heimatschutz.
Ein Preis für grüne Nachhaltigkeit
Damit geht der Preis zum dritten Mal in Folge nicht an private Institutionen oder Personen sondern an Gemeinden, die sich in Zeiten der Verdichtung beherzt und nachhaltig um öffentliche Grün- und Freiräume kümmern: sei es das Urban Gardening in Lausanne oder eine zusammenhängende Abfolge von Pärken in Uster .
Wer weiss: am Ende mausert sich der Schulthess Gartenpreis zum kleinen Bruder des renommierten Wakkerpreises, der seit über 40 Jahren an Gemeinden geht.
Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur kompakt, 30.03.2016, 17:15 Uhr.