Völkermord, Kreuzzüge und Hexenjagd, Machtgier und Intrigen: Karlheinz Deschner trug zusammen, was er an Schandtaten vorfand. Es sind Schandtaten, begangen von Kirchenvätern, Päpsten oder Ordensgründern im Namen der christlichen Religion. Wie ein Besessener sammelte er historische Belege für seine tiefste Überzeugung: Gott geht in den Schuhen des Teufels. Eine Abrechnung, wie sie schonungsloser nicht sein könnte.
Keine Gelder von Universitäten
Der 1924 in Bamberg geborene Karlheinz Deschner veröffentlichte bereits in den 50er Jahren kirchen- und religionskritische Bücher. 1971 stand er wegen Kirchenbeschimpfung vor Gericht. Doch dies hielt ihn nicht von seiner Mission ab – im Gegenteil.
Dabei lebte Deschner, der eine fünfköpfige Familie zu ernähren hatte, oft nah am finanziellen Abgrund. Forschungsgelder von Universitäten oder Stiftungen gab es für sein Projekt natürlich keine. Nur dank der Unterstützung privater Mäzene konnte Deschner sein Lebenswerk vollenden.
Austritt aus der Kirche
Was bringt einen Mann dazu, Jahrzehnte seines Lebens der Aufdeckung kirchenhistorischer Dunkelkapitel zu widmen? Als Deschner 1951 eine geschiedene Frau heiratet, wird er von der katholischen Kirche exkommuniziert. Er tritt aus der Kirche aus und bekämpft sie fortan vehement.
In Interviews sagt Deschner aber auch mehrmals, dass nicht schlechte Erfahrungen allein ausschlaggebend gewesen seien für seine Kirchenkritik. Was ihn immer am meisten geärgert habe, sei die Diskrepanz zwischen hehrem Anspruch der Kirche und gelebter Wirklichkeit.
Deschner hat nicht etwa nur die katholische Kirche im Blick. Auch die Reformatoren bekommen ihr Fett ab. Man denke an Luthers Antisemitismus oder Calvins theokratischen Fanatismus. Alle christlichen Kirchen haben für Deschner ihre ursprüngliche Liebes- und Friedensbotschaft ins pure Gegenteil verkehrt.
Vorwurf der Einseitigkeit
Dass sich Deschner mit solchen Aussagen nicht nur Freunde macht, versteht sich von selbst. Über 50'000 Briefe hat er schon erhalten, ein Grossteil von erbosten Christen. Dabei wird im zum Beispiel tendenziöse Geschichtsschreibung vorgeworfen. Er suche nur das Abseitige und Pervertierte. Namen wie Mutter Teresa, Dietrich Bonhoeffer, Friedrich Spee oder Franz von Assisi hingegen lasse er aussen vor.
Mit dem zehnten Band ist Karlheinz Deschners Monumentalwerk «Kriminalgeschichte des Christentums» nun abgeschlossen. Die Meinungen darüber werden wohl weiterhin auseinander gehen.