In anderen Ländern gibt es Messen wie die «Fantasy Basel» schon seit den 1970ern. Die Comic-Con in San Diego etwa lockt jährlich über 100'000 Fans an. Wie die erfolgreiche Convention in den USA deckt auch ihr junges Basler Pendant ein breites Spektrum ab: Hier präsentieren sich Gamehersteller, Filmstudios, Comiczeichner, Cosplayer und viele mehr.
Nachfrage ohne Angebot
Der Besucherandrang am Eröffnungstag zeigt: Die «Fantasy Basel» trifft ein Bedürfnis. Mit 6500 Eintritten war der erste Messetag ausverkauft. Das Interesse ist also offensichtlich vorhanden – warum hat es dann so lange gedauert, bis es auch in der Schweiz eine solche Messe gibt?
Philomena Schwab ist Repräsentantin des Schweizer Computerspiel-Entwickler-Verbands. Früher war sie auch in der Manga-Szene aktiv. «Wir hatten schon vor 10 Jahren kleinere Treffen», sagt sie. Die einzelnen Fans waren aber verstreut und es fehlte an Personen, die die Initiative ergriffen, um die einzelnen Gruppierungen zusammenzuführen.
Fantasy für die Masse
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Mohan Mani, der Mediensprecher der «Fantasy Basel», sieht ähnliche Ursachen dafür, dass es in der Schweiz bisher keine grosse Fan-Messe gab: Es hat sich noch niemand der Sache angenommen. Die Idee für eine solche Messe gebe es schon länger, sagt er. «Sich an den Tisch zu setzen und das wirklich umzusetzen, ist aber nicht so einfach.»
Geholfen hat der Messe sicherlich, dass sich heute nicht mehr nur kleinere Fan-Szenen für Fantasy interessieren, sondern auch die breite Masse. Die «Herr der Ringe»- und «Hobbit»-Filme zum Beispiel, aber auch die Flut erfolgreicher Comic-Verfilmungen, haben Fantasy einem breiten Publikum schmackhaft gemacht.
Lichtschwerter-Witze versteht jeder
Das ist kein neues Phänomen, erfolgreiche Fantasy-Filme gab es auch schon früher. Dennoch hat die jüngste Fantasy-Welle nochmals eine andere Qualität, sagt Philomena Schwab: «Spätestens seit ‹The Big Bang Theory› sind die Nerds im Mainstream angekommen». Die Sitcom ist aktuell eine der erfolgreichsten TV-Serien, obwohl viele Witze auf Nerd-Wissen anspielen.
Es sind also nicht mehr nur fanatische Fans, die sich mit Drachen, Lichtschwertern oder Superhelden auskennen: Die Macher der Serie können sich darauf verlassen, dass auch ein breites Publikum diese Anspielungen versteht.
Schwab bemerkt diese veränderte Wahrnehmung auch bei ihrer Arbeit mit Computerspielen: «Seit alle Leute Tablets und Smartphones haben und selbst spielen, hat sich die Einstellung gegenüber Games verbessert». Die Leute würden offener auf Hersteller und Gamer zugehen, statt sie von Anfang an in eine Schublade zustecken.
Luft nach oben
Diesem breiten Interesse wird die «Fantasy Basel» gerecht, indem sie nicht nur die verschiedenen Spielarten von Fantasy vom japanischen Comic bis zum Superheldenfilm zusammenführt, sondern eben auch die Nische und den Mainstream. Für den harten Kern der Fans gibt es Stände, an denen Imitationen fantastischer Schwerter verkauft werden. Und gleich nebenan findet die breite Masse am Stand eines grossen Videospielherstellers die neusten Games.
So gelingt es der Messe, ein grosses Publikum zu erreichen – auch wenn nicht jedes Angebot für jeden Besucher interessant ist. Bei der ersten Ausgabe ist das Angebot für Besucher mit spezifischen Interessen noch überschaubar. «Wir sind jetzt klein und fein», sagt Mediensprecher Mohan Mani. Er hofft aber, dass man schon im nächsten Jahr eine weitere Halle dazunehmen kann.