Kennen Sie den Jura? Als Zürcher, Ostschweizerin oder Bündner? Wenn ja, dann gehören Sie wohl zu einer Minderheit. Die Alpen stehen in der Gunst der Schweizerinnen und Schweizer weiter oben als der siebenfach gefaltete Gebirgszug am westlichen Rand des Landes. Kenner aber wissen: Der Jura besticht mit einer atemberaubenden Landschaft. Und mit Menschen, die eigene Wege gehen.
Ein berndeutsches Lied – extra für den Jura
1979 hat sich der jüngste Kanton der Schweiz selbst spektakulär auf die Landkarte gesetzt. Angetrieben durch politischen Willen, ermöglicht durch demokratische Strukturen und begleitet von einer Charmeoffensive, zu der auch der Liedermacher Stephan Sulke sein Scherflein beitrug.
Sulke singt, von Jugendsünden in Englisch und Französisch abgesehen, ausschliesslich Hochdeutsch. Für die seinerzeit wenig beachtete Gegend zwischen Basel und Genf machte er Anfang der 1980-er Jahre eine Ausnahme: Auf Berndeutsch. Sein Lied nannte er lapidar: «De Jura».
Lebensmittelpunkt am Fusse des Juras
Ein Blick auf die Biografie des Liedermachers, der es mit «Uschi (mach kein Quatsch)» vor Jahren gar in die deutsche Hitparade schaffte, bringt Klärung. Stephan Sulke, Sohn von Berliner Juden, ist Schweizer, wenngleich in Shanghai geboren. Früh verliert er den Vater, wächst zu grossen Teilen in Genf auf und hat später, während er in Deutschland eine äusserst erfolgreiche Musikerkarriere vorantreibt, seinen Lebensmittelpunkt in Biel. Damit war er dem Jura geographisch nah und ganz offensichtlich auch emotional.
«de Himmu, dä hett dert eso ne Witti»
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Man kann Stephan Sulke verstehen. Der Jura war und ist etwas Besonderes. Ein Ort, wo einst ein urzeitliches Meer jene Sedimente abgelagerte, die heute spektakulär aus dem Boden ragen. Sie formen, zerklüftet von Wasser und Wetter, zum Teil bizarre Täler. Die Hochebenen wiederum schmücken sich mit einem fast schon amerikanisch anmutenden Himmel, «und de Himmu, dä hett dert eso ne Witti...» singt Sulke.
Beharrlichkeit statt Bomben
Liebenswert sind die jurassischen Dörfer und Städtchen. Sie durchweht ein französischer Charme, der seinesgleichen sucht in der Schweiz. Vermutlich liegt es an den Bewohnern, «les Jurassiens»: Ein besonderer Schlag. Ihre separatistischen Ambitionen haben sie weitgehend gewaltfrei durchgesetzt – mit Beharrlichkeit statt Bomben.
All das hat letztlich wohl dazu beigetragen, dass ein hochdeutsch singender Barde sein Hohelied auf Mundart anstimmt: «Kennsch de Jura, kensch ne nid, denn gang ne mou ga luege...» Ein Tipp, der nichts von seiner Aktualität eingebüsst hat.