Am Anfang steht ein schmales Büchlein mit dem Namen «Das Wörterbuch der klinischen Kunstausdrücke». Das Ziel: Medizinische Fremdwörter in kompakter Form erklären. Dr. med. Otto Dornblüth vermerkt 1894 zum Beispiel unter Dementia: «Blödsinn, hochgradige Geistesschwäche, angeboren als Idiotie.»
264 Auflagen und 1 App
Eine gute Idee, findet ein paar Jahre später der Arzt Willibald Pschyrembel. Er führte Dornblüths Werk weiter. Von 1931 bis 1982, 50 Jahre lang, ist er alleiniger Redakteur und Autor des medizinischen Wörterbuchs.
Heute wird «der Pschyrembel» von einem Heer von Spezialisten überprüft und redigiert. Das Werk umfasst 2320 Seiten und erscheint mittlerweile in der 264. Auflage. Seit einiger Zeit gibt es ihn auch als Smartphone-App.
Eine Quelle der Inspiration, auch ausserhalb der Medizin
Für arme Medizinstudierende im Prüfungsstress ist der Pschyrembel besonders wichtig. Aber auch der Berliner Kabarettist Pigor kann ein Lied davon singen, wie es ist, im Pschyrembel nach einer Krankheit zu suchen.
«Bevor man weiter wild rumspekuliert, ist es besser, dass man den Pschyrembel konsultiert.», proklamiert er in seinem Stück Hypochondrie.
«Man blättert durch Seiten voller Fotos mit bösen Tumoren / gefährlichen Sporen und entzündeten Ohren / man entdeckt ungeahnte neue Möglichkeiten / Absonderlichkeiten und weidet sich an schlimmen Augenkrankheiten.»
Nihilartikel zu Loriots Steinlaus
In der 255. Auflage des Pschyrembels hat sich die Steinlaus Petrophaga lorioti eingeschlichten, ein psychotroper Endoparasit mit Heiterkeit auslösender Wirkung. Erfunden hat dieses Tierchen Loriot. Als die Redaktion es aus dem seriösen Pschyrembel streichen wollte, ging ein Sturm der Entrüstung los.
Unter Demenz steht übrigens heute im Pschyrembel weit mehr als nur «Blödsinn».