Als Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche ist der Papst nicht nur für seine gläubigen Schäfchen in aller Welt zuständig, er ist auch Staatsoberhaupt des Vatikans. In dieser Funktion wird er auf all seinen Besuchen mit protokollarischen Ehren empfangen. Als offizieller Vertreter des Vatikanstaats pflegt er Kontakt mit Staatsoberhäuptern in der ganzen Welt. Diese Kontakte ermöglichen ihm den Zugang zu den politischen Schaltzentralen in den verschiedensten Ländern.
Umgeben von den Schönen, Mächtigen und Reichen
Doch nicht nur der Papst ist auf den obersten Etagen willkommen, das Prinzip gilt auch umgekehrt: die Mächtigen, Prominenten und Schönen dieser Welt nehmen gerne eine Audienz bei seiner Heiligkeit in Anspruch. Natürlich meist medienwirksam inszeniert. Wen er empfängt, kann sich der öffentlichen Aufmerksamkeit sicher sein. Doch der Empfang liegt auch im Interesse des Papstes. In der heutigen Gesellschaft liegt in dieser Medienpräsenz ein weiterer Machtfaktor.
Moralische Instanz für eine Milliarde Menschen
Doch nicht zuletzt im Kerngeschäft des Papstes als Kirchenoberhaupt liegt sein Einfluss: rund ein Sechstel der Weltbevölkerung gehört der katholischen Kirche an. Das sind eine Milliarde römisch-katholische Christen, die ihm in religiösen Fragen unterstellt sind.
Tatsächlich stellt sich heute aber die Frage, ob es wirklich von Bedeutung ist, wenn sich der Papst beispielsweise gegen die Scheidung ausspricht? Trennen sich deshalb wirklich weniger Ehepaare?
Judith Wipfler, SRF-Religionsredaktorin meint: «Bei uns in Europa sicher nicht. In anderen Weltregionen sieht das hingegen anders aus, beispielsweise in Afrika.» Dort lebten viele Katholiken; da habe es schon einen Einfluss auf die Gesellschaft wenn sich der Papst gegen den Gebrauch von Kondomen ausspricht.
Schwindender Einfluss in westlichen Gesellschaften
In der westlichen Welt dagegen laufen die Katholiken der Kirche in Scharen davon. Regelmässig erschüttern Skandale die Kirche. Letzte Woche wurde im Zusammenhang mit verweigerten Abtreibungen in Deutschland gar von einem «Kollaps» der römisch-katholischen Kirche gesprochen. Kann man angesichts dieser Tatsachen wirklich ernsthaft sagen, dass der Papst der fünftmächtigste Mann der Welt sei?
Judith Wipfler zeigt sich skeptisch: «Wie will man denn Macht messen? Der Papst ist nur der Kopf dieses Systems. Die Macht der katholischen Kirche auf nur eine Person zu reduzieren, ist nicht sachgerecht».
In Zukunft werde aber der ganze Vatikan in den westlichen Gesellschaften an Einfluss verlieren. Ob der zukünftige Papst also weiter unter den Top Ten auf dem Ranking anzutreffen sein wird, darf bezweifelt werden.