Der St.Galler Journalist Ralph Hug ist spezialisiert auf historische und gewerkschaftliche Themen. Mit dem Spanischen Bürgerkrieg von 1936 bis 1939 hat er sich in mehreren Büchern beschäftigt. Auch sein neuestes Werk «Schweizer unter Franco» beruht auf aufwendigen Recherchen.
Wie wurden Schweizer Bürger in Spanien geschützt?
Die Grundfrage in diesem Buch ist: Wie kümmerte sich die Schweizer Diplomatie um Schweizer Landsleute, die zur Bürgerkriegszeit in Spanien waren? Waren die offiziellen Vertreter der Eidgenossenschaft ausreichend um den Schutz ihrer Bürgerinnen und Bürger besorgt, wie es ihre Pflicht gewesen wäre?
Die Antwort ist ernüchternd: Fast alle Schweizer Diplomaten zur Bürgerkriegszeit in Spanien waren in erster Linie Wirtschaftslobbyisten. Viele von ihnen standen, wie Ralph Hug nachweist, General Francos katholisch-militaristischer Diktatur ideologisch recht nah. Denn Bundesrat Giuseppe Motta, bis 1940 Schweizer Aussenminister, und den meisten Mitarbeitern seiner Politischen Abteilung lag viel an der Eindämmung des Kommunismus.
Die Neutralität gab es nur auf dem Papier
Die offizielle Haltung der Schweiz gegenüber den Spanischen Bürgerkriegsparteien – hier die republikanische Regierung, dort die putschenden Armee-Einheiten von Franco – war die Neutralität. Formell unterhielt man Beziehungen zur Republik und ihrer legitimen Regierung, doch faktisch verständigte man sich mit den Generälen. Zuvorderst aus wirtschaftlichen Gründen, weil man früh auf den Sieg der Generäle setzte, und weil der von Hitler-Deutschland und Mussolini-Italien unterstützte Franco ein Feind aller Roten war.
Die Schweizerinnen und Schweizer, die sich während des Kriegs in Spanien aufhielten, hatten das Pech, in diesem Kräftemessen unterzugehen – und die Schweizer Behörden interessierten sich herzlich wenig für sie.
Franco liess auch Ausländer «umerziehen»
Viele Ausländer, auch rund 800 Schweizer Freiwillige, kämpften bei den Republikanern mit. Auf sie hatten es Franco und seine Gefolgsleute in erster Linie abgesehen. Aber auch zahlreiche Ausländer, die teilweise schon seit Jahren in Spanien lebten, auch Schweizer Zivilisten, gerieten ins Mahlwerk des franquistischen Terror-Regimes.
Sie wurden aufgrund von Denunziationen und teilweise erfundenen Beschuldigungen verhaftet. Misshandlungen, Folter, Hunger, Erniedrigung und Zwangsarbeit waren Teil von Francos Strategie der «Umerziehung».
Von der Schweizer Justiz verfolgt
Ralph Hug zeigt anhand von elf Fallstudien, wie die spanische Diktatur Schweizerinnen und Schweizer verfolgte. Den diplomatischen Vertretern der Schweiz war deren Schicksal egal. Mehr noch, einmal freigekommen und in die Schweiz zurückgekehrt, wurden die überlebenden Spanienkämpfer von der Justiz verfolgt, wegen Militärdiensts im Ausland.
Die Wirtschaft machte derweil unbehelligt mit der Diktatur Geschäfte, obwohl der Bundesrat die Einmischung in den spanischen Konflikt verboten hatte. Nicht alle waren vor dem Gesetz gleich.