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Bild 1 von 15. Ein Stück Italien in China: Das «Florentia Village» in der Nähe von Peking ist ein grosses Designer-Outlet. Bildquelle: Reuters.
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Bild 2 von 15. Auch ein Kanal mit Brücken darf im italienischen Shopping-Zentrum nicht fehlen. Bildquelle: Reuters.
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Bild 3 von 15. Der Vorort «Thames Town» bei Shanghai sieht aus wie eine englische Kleinstadt. Bildquelle: flickr/pamhule.
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Bild 4 von 15. Die Stadt ist bis auf wenige Menschen unbewohnt. Die Häuser und Grundstücke werden gekauft, jedoch sehr eingeschränkt oder gar nicht genutzt. Bildquelle: flickr/triplefivechina.
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Bild 5 von 15. Der Ort wurde aber zum beliebten Hintergrund für Hochzeits-Bilder. Bildquelle: Reuters.
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Bild 6 von 15. Das teure Chateau Laffitte Hotel bei Peking ist eine Imitation des Château de Maisons-Laffitte in der Nähe von Paris aus dem Jahr 1650. Bildquelle: Reuters.
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Bild 7 von 15. Die malerische österreichische Gemeinde Hallstatt (hier im Original) gehört zum UNESCO-Welterbe und ist ein beliebtes Ausflugsziel bei asiatischen Touristen. Bildquelle: Reuters.
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Bild 8 von 15. Auch die chinesische Kopie kann sich sehen lassen – zumindest aus der Nähe: Touristen in Huizhou in der Provinz Guangdong. Bildquelle: Reuters.
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Bild 9 von 15. Aus der Distanz verliert die chinesische Hallstatt-Kopie markant an Glanz. Über 900 Million Dollar kostete der Bau der Stadt. Bildquelle: Reuters.
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Bild 10 von 15. Zwar nicht in Originalgrösse, aber als Fotokulisse sehr beliebt: Die Kopie des White House bei Peking. Bildquelle: Reuters.
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Bild 11 von 15. Das «Wonderland» im Stadtbezirk Changping bei Peking sollte nach mittelalterlichem Vorbild gebaut und der grösste Vergnügungspark von Asien werden. Bildquelle: Reuters.
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Bild 12 von 15. Das Projekt wurde nach Finanzproblemen gestoppt, die halb fertigen Gebäude zerfallen. «Wonderland» wird deshalb von den lokalen Bauern wieder als Anbaugebiet genutzt. Bildquelle: Reuters.
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Bild 13 von 15. Das Paris des Ostens: Tianducheng ausserhalb von Hangzhou in der chinesischen Provinz Zhejiang wurde nach Vorbild der französischen Hauptstadt gebaut. Bildquelle: Reuters.
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Bild 14 von 15. Oft ist der Blick aus der Ferne aus europäischer Sicht interessanter: Chinesische Bäuerin vor der 108 Meter hohen Eiffelturm-Kopie. Bildquelle: Reuters.
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Bild 15 von 15. Einer der wenigern Bewohner von «Neu-Paris». Die Stadt könnte 10'000 Menschen beherbergen, steht aber praktisch leer – vor allem wegen seiner abgelegenen Lage inmitten von unbewohntem Farmland. Bildquelle: Reuters.
Ein Innenhof in italienischem Ambiente, in der Mitte plätschert ein Springbrunnen, aus Lautsprechern säuselt Musik. Das «Florentia Village» in der Nähe von Peking ist ein grosses Designer-Outlet. Doch längst nicht alle Besucher kommen zum Geldausgeben hierher. Einige wollen einfach nur die schöne Umgebung geniessen: «Ich finde es sehr schön hier, mir gefällt der Baustil, die Strassen sind sauber und gepflegt. Ich bin mit einer Freundin hier, wir wollen nur etwas spazieren gehen», sagen zwei junge Frauen.
Französische Landhäuser, englische Pubs
Das Florentia Village ist nicht etwa nur ein Einkaufszentrum. Es ist ein Stück Italien – zumindest so, wie sich Chinesen Italien vorstellen. Rot gepflasterte Strassen, die Geschäfte in nachgebauten Stadtvillen mit grünen Fensterläden. Kopien von Michelangelos David und des römischen Kolosseums. Viele Europäer würden angesichts des Kitsches eher die Nase rümpfen, die meisten Chinesen geraten hingegen ins Schwärmen: «Wir sind extra aus Peking gekommen, bei uns gibt es so etwas leider nicht. Ich finde es toll hier», erzählen die jungen Frauen begeistert.
«Fake-Architektur» wie im Florentia Village boomt in ganz China – und längst nicht nur in Einkaufszentren. Französische Landhäuser, italienische Villen: Im ganzen Land werden westlich inspirierte Wohnanlagen hochgezogen. Und das nicht nur als Ausflugsziele, sondern wirklich, um darin zu wohnen. Das «Thames Town» bei Shanghai etwa wurde gleich für Hunderttausende gebaut, inklusive Pub und Coffee-Shop.
Der Westen als Symbol des Erfolgs
Die amerikanische Journalistin Bianca Bosker hat soeben ein Buch über Chinas Fake-Architektur geschrieben, auch sie hat «Thames Town» besucht und berichtet: «Es ist sehr seltsam, wenn man da hinfährt, weil man plötzlich das China der Autobahnen und Neonreklamen verlässt und an diesen Ort kommt, der so ur-britisch wirkt. Sogar das Wach-Personal in der Anlage wurde in Kostüme gesteckt, die man der Garde vom Buckingham-Palast abgeschaut hat.»
Das Nachmachen werde dabei nicht als unanständig betrachtet, meint die Buchautorin. Im Gegenteil: Traditionell sei man in China sogar stolz, wenn eine Kopie besonders gut gelungen ist. Vor allem in der jüngst zu Geld gekommenen Mittelschicht sind die westlichen Bauten derzeit im Trend.
Traditionellem chinesischem Design dagegen kehren die Neureichen in der Volksrepublik eher den Rücken, erklärt der Pekinger Architekt Hao Dong: «Viele Chinesen verbinden mit dem Westen positive Werte. Über 100 Jahre lang haben sie sich unterlegen gefühlt, aber jetzt, dank der Wirtschaftsentwicklung, haben sie Geld. Jetzt wollen auch sie so leben wie im Westen, das gibt ihnen das Gefühl, erfolgreich zu sein.»
Die Kopie hat in China Tradition
Auch Kopien des Eiffelturms, der Londoner Tower-Bridge, des Kapitols in Washington und des Weissen Hauses findet man in China. Vor allem Politiker und Parteikader liessen diese Ikonen der westlichen Kultur errichten. Das hat einen Grund: «Im alten China hat man zum Teil die Paläste von eroberten Feinden in der eigenen Hauptstadt nachgebaut», sagt Bianca Bosker. «Man hat also die Architektur benutzt, um symbolisch die eigene Macht über die Rivalen zu demonstrieren. Wenn man das weiss, dann bekommen die Kopien durchaus eine neue Bedeutung.»
Selbst vor noch unfertigen Entwürfen schrecken Chinas Bauherren nicht zurück. Während Peking gerade der Büro- und Einkaufskomplex «Wangjing SOHO» von Star-Architektin Zaha Hadid gebaut wird, wird es in der Stadt Chongqing bereits kopiert. Besonders kurios in diesem Fall: Die Kopie wird wohl schneller fertig sein als das Original.