Der Kartograph, Kantonsingenieur, Lehrer und Politiker Guillaume Henri Dufour war General im Sonderbundskrieg von 1848. Er führte die Eidgenossen im letzten Krieg, in dem sich bewaffnete Schweizer gegenüber standen. Dufours Kriegsführung, und seine humanitären Grundsätze, ermöglichten schliesslich die Einigung auf eine gemeinsame Bundesverfassung.
Frauen als Stichwortgeberinnen
Dufour – ein wahrer Schweizer Held. So wird er auch in der Serie «Die Schweizer» dargestellt. Und so sieht ihn auch die Historikerin Caroline Arni: «Dieser zurückhaltende Dufour, der dann diese absolut entscheidende Rolle kriegt, ist sehr gut gemacht.» Caroline Arni ist Professorin für Allgemeine Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts an der Universität Basel.
Weniger überzeugt ist Caroline Arni von der Darstellung der Frauen. Ein Kritikpunkt, der schon bei den vorangehenden Folgen von «Die Schweizer» laut wurde. «Die Frauen sind die, die grosse Vorräte an Stichwörtern haben, mit denen sie die Entscheidungsträger motivieren oder sie irgendwo hinschicken. Ganz so war es wohl auch wieder nicht», kritisiert Arni.
Die Konflikte gingen weiter
Die Darstellung der unterschiedlichen Konflikte zu Zeiten Dufours sieht die Historikerin noch kritischer. Dufour habe diese nicht allein gelöst, sie hätten weiter bestanden, auch nach seiner Zeit. So wurde unter Dufour zwar aus dem Staatenbund ein Bundesstaat, das heisse aber nicht, dass die Ursachen für den Bürgerkrieg damit beseitigt worden wären, bemängelt Caroline Arni. So zum Beispiel die Auseinandersetzungen zwischen Protestanten und Katholiken.
Auch sei man zu Zeiten Dufours mit dem vielgepriesenen allgemeinen Wahlrecht für alle Schweizer Männer von 1848 noch nicht am Ziel angekommen: «Da werden nicht nur die Frauen ausgeschlossen, sondern auch die Juden und die Unterschichten. Es gibt Schätzungen, dass zirka 20 Prozent der wahlberechtigten Männer nicht wählen konnten. Das hat mit der Niederlassung zu tun und woran das Aktivbürgerrecht geknüpft war.»
Freiheit und Chancengleichheit
Auch Gleichheit sei danach weiterhin ein Thema gewesen: Zum Beispiel Lohngleichheit und Chancengleichheit. «Ausserdem streiten wir uns immer noch über Freiheit. Worin besteht die Freiheit des einzelnen in einer Gesellschaft?» Das seien virulente Fragen, die in der Gegenwart darauf reduziert seien, ob man samstagnachts um 3 Uhr eine Wurst kaufen gehe oder nicht. Das sei symptomatisch, etwas, das «Die Schweizer» nicht darzustellen vermöge.