Welche Interessen verfolgt Google mit der Förderung journalistischer Projekte?
Anita Zielina: Einerseits hat Google ein Interesse daran, dass das mediale Ökosystem weiterbestehen bleibt. Das Geschäftsmodell von Google beruht darauf, dass Medien Inhalte publizieren, die dann in Suchmaschinen gesucht werden. Andererseits verspricht sich Google davon bestimmt auch einen PR-Effekt.
Die «NZZ» bekommt Geld von Google – macht sie das in der Berichterstattung nicht befangen gegenüber dem Internetriesen?
Das kann ich für die «NZZ» ausschliessen. Medien, die privatwirtschaftlich organisiert sind, haben immer wirtschaftliche Beziehungen, etwa mit Anzeigekunden oder Abonnenten. Google finanziert dieses Forschungs- und Entwicklungsprojekt, hat aber keinen Einfluss auf dessen inhaltliche Gestaltung.
Ihr Projekt trägt den Arbeitstitel «NZZ Companion». Ziel ist die Entwicklung einer personalisierten App – was genau soll diese leisten?
Die Personalisierung, also das gezielte Ausliefern kontextsensitiver Informationen, ist aktuell einer der grossen mobilen Trends. Mithilfe unserer App werden wir unseren Lesern ein besseres Nutzungsgefühl ermöglichen können – indem wir Informationen gezielt anpassen an die Art, wie sie Informationen konsumieren, und an die Endgeräte, mit denen sie Inhalte konsumieren.
Das bedeutet: Sie werden Daten über Ihre Leser sammeln, um ihnen massgeschneiderte Artikel vorschlagen zu können. Werden Sie die Daten an Google weitergeben?
Nein, natürlich nicht. Die Rolle von Google endet bei der Finanzierung. Ausserdem stellen wir dem Leser frei, uns diese Daten zu geben. Niemand wird dazu gezwungen, die Personalisierungsfunktionen zu nutzen. Und wer das tut, dessen Daten werden vertraulich behandelt.
Sie möchten auch eine neue Art von Algorithmen herstellen. Würden sie dieses Wissen an Google weitergeben?
Bei der digitalen Entwicklung sind wir der Meinung, dass wir unsere Erkenntnisse mit anderen Medien- oder Verlagshäusern teilen möchten. In einer medialen Welt, in der alle Verlage und Medien an denselben grossen Fragen und Problemen arbeiten, macht es keinen Sinn, die Welt von Grund auf neu erfinden zu wollen. An Google werden wir unsere Erkenntnisse aber nicht weitergeben.