Niemand weiss, wie heikel das Erbe von Cornelius Gurlitt tatsächlich ist. In der Sammlung werden zahlreiche Fälle von Raubkunst vermutet. Doch selbst um die potenziell heisse Ware wird gestritten: Ein Teil der Familie Gurlitt will das Testament des Kunstsammlers anfechten. Er soll unter «paranoiden Wahnvorstellungen» gelitten haben, als er seinen letzten Willen verfasste. Der andere Teil der Familie wünscht, dass das Kunstmuseum Bern wie von Cornelius Gurlitt vorgesehen das Erbe annimmt.
Während die Familie sich offensichtlich uneins ist, hat das Kunstmuseum Bern noch immer nicht bekannt gegeben, ob es das Erbe annehmen wird. Auf der Pro-Contra-Liste ist aber ein negativer Punkt hinzugekommen: drohender Rechtsstreit mit Angehörigen. Am 24. November will das Kunstmuseum Bern seinen Entscheid in Berlin bekannt geben.
Die Stefanini-Stiftung will keine Stefaninis mehr
Auch ein Erbstreit in Winterthur sorgt für Aufsehen. Der Zankapfel: Die Kunststiftung des Multimillionärs Bruno Stefanini. Die Kontrahenten: Nachkommen gegen Stiftungsrat. Der Stein des Anstosses: Eine Klausel, die verlangt, dass stets ein Familienmitglied Stefaninis im Gremium Einsitz haben müsse.
Diese Klausel wollte der Stiftungsrat ändern und das führte zum Streit, der inzwischen viele Facetten hat. Trotzdem raufte man sich zusammen und suchte einen Kompromiss. Vergebens, wie Anfang November bekannt wurde. Der Fall soll vor Gericht.
Das Erbe des Sprayers von Zürich
Aktuell weniger im Schweinwerferlicht steht der Streit in der Familie Naegeli. Er schwelt seit Jahren. Gipfel dürfte eine Anklage unter Brüdern gewesen sein. Nötigung lautete der Vorwurf und genau das steht jetzt im Strafregisterauszug eines Naegelis. Kläger war Harald Naegeli, besser bekannt als der Sprayer von Zürich.
Er ist einer von vier Brüdern. Warum sie sich streiten, wurde Sprayer Naegeli am Schluss eines Dokumentarfilms im Jahr 2008 gefragt. «Schwäche, Befangenheit, Bösartigkeit», seine Antwort. Einer habe sich immer benachteiligt gefühlt, sagt jeder der Brüder, die sich filmen liessen. Der Zuschauer lernt drei selbstkritische Männer kennen, die auch ein bisschen über sich selbst lachen. Aber gemeinsam haben sie nichts mehr zu lachen.
Streit kommt nicht über Nacht
«Dok» begleitete drei der vier Brüder an die jährliche Generalversammlung ihrer AG. Diese Aktiengesellschaft verwaltet das Vermögen der Familie. Reich wurden die Naegelis dank eines Urgrossvaters. Er hatte in Zürich Häuser gebaut, unter anderem an der Bahnhofstrasse und am See.
Einmal jährlich treffen sie sich also – wenn auch widerwillig – um die Generalversammlung abzuhalten. Heute, bald sieben Jahre nach dem Film, ist einer der Brüder aus dieser Aktiengesellschaft ausgetreten. Das Verhältnis sei nach wie vor schwierig, sagt Adrian Naegeli auf Nachfrage. Aber eigentlich, und das wolle er betonen, sei es das auch vor der Erbschaft schon gewesen.