Am 15. April 1912 wurde Kim Il Sung geboren, der «Grosse Führer», der «Ewige Präsident», wie sie ihn heute noch in Nordkorea nennen. Mit der Unterstützung Stalins kam der Gründer der Kim-Dynastie 1948 an die Macht und rief die «Demokratische Republik Nordkorea» aus. Seither wird der Geburtstag des ersten Kim als nationaler Feiertag begangen, ein Tag, der dieses Jahr weltweit wegen der nordkoreanischen Drohungen besonders Beachtung findet.
Ein neuer Kalter Krieg?
Seit Wochen schon spielt der kleine Kim den ganz Grossen. Der 30jährige Enkel des «Ewigen Präsidenten», Kim Jong Un, hat die Situation im ostasiatischen Raum mit martialischer Rhetorik eskalieren lassen. In der ohnehin bis unter die Zähne bewaffneten Region hat der Nachwuchsdiktator aus Pjöngjang versucht, die wichtigsten Staatskanzleien der Welt das Fürchten zu lehren. Schiesst er an diesem Geburtstag des Grossvaters tatsächlich atomar bestückte Raketen ab, mit denen er immerhin Japan, Südkorea oder die US-Stützpunkte auf Guam erreichen kann? In jedem Fall schreibt Nordkorea seit Wochen an dem Drehbuch für einen neuen Kalten Krieg.
Nordkorea will unantastbar bleiben. Deshalb hat es intensiv investiert in die atomare Rüstung. So makaber es klingt, aber Kim Jong Un hat aus den Kriegen gegen die Diktatoren-Kollegen Gaddafi und Saddam Hussein gelernt, dass man als atomar beschirmter Diktator unangreifbarer ist. Tatsächlich wissen die Supermächte nicht so genau, wie sie mit ihm umgehen sollen. Der junge Kim ist der grosse Unbekannte. Das geht so weit, dass niemand weiss, ob er mit einem Krieg sein ganzes Land in einen kollektiven Selbstmord ziehen wird. Das wäre ein Untergang mit einem kleinen Weltenbrand.
Chinas Misstrauen gegenüber den USA
Die Weltmacht in der Region ist China. Und China ist die Schutzmacht Nordkoreas. China hat ein strategisches Interesse an der fortdauernden Isolation Nordkoreas. Käme es zu einer Vereinigung mit dem Süden so wäre die Schutzmacht dieses vereinigten Koreas Amerika. China möchte aber keine GIs an seiner Grenze.
Überhaupt schauen die Politiker in Peking mit grossem Misstrauen in Richtung USA, die ja bereits in Myanmar ihren Einfluss aufbauen. Präsident Obama hat das «pazifische Jahrhundert» ausgerufen und das bezieht sich nicht nur auf die wirtschaftlichen Interessen. Die USA haben im Südpazifik immer mehr militärische Basen aufgebaut, sie sind alleine in Südkorea mit 30'000 Soldaten dauerpräsent.
Hätten die beiden Weltmächte USA und China gemeinsam gehandelt, so wäre das Regime Kim längst am Ende. Durch ihre divergierenden Machtansprüche aber kann der junge Diktator ganz geschickt mit ihnen spielen. Auf sein Drehbuch eines neuen Kalten Krieges waren und sind sie nicht vorbereitet. Und das macht diese koreanische Krise am 101. Geburtstag des «Grossen Führers» so gefährlich.