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Ehemalige Annabelle-Chefredaktorin Lisa Feldmann
Legende: «Annabelle»-Chefredaktorin Lisa Feldmann (54) übernimmt im Herbst 2013 die Leitung des Magazins «Interview» in Berlin. Roman Goebel

Gesellschaft & Religion Lisa Feldmann: Ich bin keine Polit-Tante

Chefredaktorin Lisa Feldmann verlässt die Frauenzeitschrift «Annabelle». Sie betont allerdings, dass ihre Kündigung nichts mit der Meinungsverschiedenheit mit Tamedia-Verleger Pietro Supino zu tun habe, sondern allein mit einem attraktiven Angebot aus Berlin.

Seit 2004 leitete Lisa Feldmann mit «Annabelle» die grösste Frauenzeitschrift der Schweiz. Jetzt wurde bekannt, dass sie ihren Posten aufgibt und den Zeitungsverlag Tamedia Richtung Berlin verlässt. Eigentlich ist nichts Ungewöhnliches daran, nach knapp zehn Jahren eine neue berufliche Herausforderung anzunehmen – der Zeitpunkt des Abgangs lässt trotzdem hellhörig werden. Im Herbst 2012 hatte Feldmann in «Annabelle» eine politische Kampagne für eine fixe Frauenquote in Führungspositionen geführt, eine Initiative lanciert, Unterschriften gesammelt.

Feldmanns Laufbahn

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Lisa Feldmann war seit 2004 Chefredaktorin von «Annabelle», die sie nun auf Ende August 2013 verlässt. Davor war sie unter anderem Chefredakteurin der deutschen «Cosmopolitan», arbeitete viele Jahre in verantwortlichen Positionen für «Elle», «Süddeutsche Zeitung Magazin», «stern» und «Tempo».

Keine Kündigung wegen Verleger Supino

Damit stiess Feldmann auf Widerstand innerhalb der Tamedia. «Politische Kampagnen gehören nicht zu den Aufgaben unserer Medien», sagte Tamedia-Sprecher Christoph Zimmer gegenüber der «NZZ am Sonntag». Verleger Pietro Supino verbot der Frauenzeitschrift «Annabelle» weitere politische Engagements.

Feldmann bestätigt dies im SRF-Interview, betont aber, dass dieser Konflikt nicht der Grund sei, warum sie Tamedia verlasse. «Die Kündigung hat damit zu tun, dass mir ein sehr spannender Job angeboten wurde. Das ist in meinem Alter eine tolle Challenge und eine Ehre», so Feldmann. Die 54jährige wird ab Herbst 2013 in Berlin bei der deutschen Ausgabe des von Andy Warhol gegründeten Magazins «Interview» tätig sein.

«Es gab Diskussionen zu der Frauenquote-Kampagne. Der Verleger findet, dass es nicht nur für die ‹Annabelle›, sondern fürs gesamte Haus keine Methode ist, wie wir damit umgehen sollten. Wir sollten berichten, aber nicht wie eine Partei aufrufen. Ich bin da anderer Meinung, aber es ist sein Verlag und seine Ausrichtung. Aber das ist nicht der Grund für meinen Abgang», erklärt Feldmann.

«Ich bin keine Jeanne d'Arc»

Allerdings sei sie von diesen Vermutungen genervt: «Ich stehe jetzt plötzlich als Polit-Tante da, als eine Art Jeanne d‘Arc der Gesellschaftspolitik. Ich habe sicherlich ein grosses Interesse an frauenpolitischen Themen, aber genauso an hochhackigen Schuhen.»

«Annabelle» sei schon immer politisch aktiv gewesen, in den 60er und 70er Jahren noch viel mehr als heute, betont Feldmann. Für eine Frauenzeitschrift hat Annabelle tatsächlich bemerkenswert viele gesellschaftspolitische Themenschwerpunkte gesetzt, wie Berichte über Frauen in Schwellenländern oder Geburtskliniken in Tansania. «Das habe ich aber nicht erfunden. Das ist ein Auftrag, dem sich die Annabelle immer verpflichtet gefühlt hat. Das hat auch viel mit der Schweiz zu tun: Meine deutschen Kollegen bestätigen mir immer wieder, dass wir ein besonderes Blatt machen. Meiner Meinung nach sind Frauenzeitschriften immer dümmer geworden», so Feldmann.

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