Die Entwicklung des Radios erfolgte schrittweise, die ersten wichtigen Erfindungen reichen zurück ins 19. Jahrhundert. Das Radio, wie wir es heute kennen, mit Wort und Musik, kam erst um 1920.
Es gab zwar damals bereits Schallplatten. Doch es war zu aufwendig, Musik auf diese Art am Radio abzuspielen. Zudem war die Auswahl an Schallplatten noch bescheiden – man hätte oft die gleichen abspielen müssen. Am Radio ist man musikalisch auf Flexibilität angewiesen. Und das erreichte man am besten mit einem Orchester und einem Dirigenten.
Der Einzug der Unterhaltungsorchester
Mit der Kommerzialisierung begannen grosse Radiostationen hauseigene Symphonieorchester aufzubauen. Die britische BBC, die amerikanische NBC und insbesondere in Deutschland gab es eine grosse Dichte von Radio-Orchestern. Auch das Schweizer Radio gründete 1934 ein eigenes Radio-Orchester.
Doch ein Sinfonieorchester besteht aus vielen Musikern. Die Werke, die sie spielten, eigneten sich für ein Musikprogramm, aber nicht für spontane, leichte Musikbegleitung. Darum wurde vielerorts das handlichere Unterhaltungsorchester eingeführt. Mit rund einem Dutzend Musiker, meist Multiinstrumentalisten, die den Spagat zwischen klassischer Musik und Jazz beherrschten.
Das Unterhaltungsorchester hatte zudem den Vorteil, dass es Arrangements selber schreiben konnte und die Solisten improvisieren konnten. Jedes Orchester entwickelte so eine Handschrift – und der Radiosender somit eine eigene musikalische Identität.
Radio Beromünster wird berühmt
Die Geschichte des Schweizer Radio-Unterhaltungsorchesters ist insbesondere an Cédric Dumont gebunden. 1946 gründete er in Basel das Orchester Cédric Dumont, mit dem die Tradition der radioeigenen Big Bands begann. Später wurde es in «Unterhaltungsorchester von Radio Beromünster», in «Unterhaltungsorchester des Schweizer Radios», und schliesslich in «DRS Big Band» umbenannt.
Das Orchester entwickelte sich zu einem vielseitigen Klangkörper und war vom Schweizer Radio nicht mehr wegzudenken. Dies, obwohl ihm am Anfang kaum Chancen eingeräumt wurden, weil der Graben zwischen E- und U-Musik unüberwindbar schien.
Cédric Dumont war aber nicht nur ein hervorragender Pianist, Komponist, Arrangeur und Dirigent. Er hatte überdies auch ein geschicktes Händchen für die Vermarktung und das Management und machte das Orchester – und damit auch Radio Beromünster – landesweit und sogar über die Grenzen hinaus bekannt.
Der Live-Charakter bleibt wichtig
Beim modernen Radio kommt vieles ab Konserve. Die Musik sowieso, aber auch die Moderationen. Trotzdem bleibt der Live-Charakter wichtig. Nebst etlichen TV-Live-Shows (Late-Night-Shows) gibt es auch Live-Radioshows vor Publikum.
Ein gutes Beispiel hierfür ist die traditionelle «A Prairie Home Companion» aus New York. Eine Radioshow mit Gästen, Diskussionen, Lesungen und mehr. Und mit einer Live-Band, die immer und jederzeit interagieren kann. Aber auch neuere, sehr erfolgreiche Radio-Formate wie «This American Life» oder «Radiolab» wagen sich vom Studio auf die Bühne.
Live-Musik ist für Radioshows nötig. Denn nebst den rein musikalischen Einlagen, braucht es in so einer Show auch immer wieder Puffer-Momente, in denen Gäste Platz nehmen oder Technik eingerichtet wird. Und nicht zuletzt hat eine Band aus Fleisch und Blut viel mehr Präsenz als eine Musikkonserve. Egal ob man live dabei ist oder zu Hause am Lautsprecher.