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Bild 1 von 9. Der Gruss an die Zuhause-Gebliebenen vermittelte oft wenig von der militärischen Realität. Bildquelle: hier + jetzt.
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Bild 2 von 9. Der Text auf den Postkarten war meist von geringem Interesse, die Kontaktpflege oft wichtiger als der Textinhalt. Bildquelle: hier + jetzt.
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Bild 3 von 9. Postkarten transportieren oft auch symbolische Aussagen: Krankenschwester Helvetia schiebt einen Rollstuhl, in dem ein verwundeter Deutscher sitzt. Bildquelle: hier + jetzt.
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Bild 4 von 9. Ostereier oder Osterbomben? Der Kult um die Wehrhaftigkeit des Landes begann nicht in den 30er und 40er Jahren. Bildquelle: hier + jetzt.
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Bild 5 von 9. «Deutsche Angelegenheit» – Ausschaffung eines Gefangenen an Deutschland. Bildquelle: hier + jetzt.
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Bild 6 von 9. Liebesdienst im Cantonnement – wie das wohl zu verstehen war? Bildquelle: hier + jetzt.
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Bild 7 von 9. Die Postkarte zeigen oftmals stilisierte Situationen: Verteidigungsbereitschaft und Wachsamkeit. Bildquelle: hier + jetzt.
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Bild 8 von 9. Die Schweiz ist nicht dabei: Eine Karte, die die Abstimmung vom 16. Mai 1920 zum Beitritt in den Völkerbund thematisiert. Bildquelle: hier + jetzt.
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Bild 9 von 9. Der Schandfleck: Wilhelm Tell als Erzieher. Bildquelle: hier + jetzt.
Schweizer Soldaten auf einem Bergkamm, das Gewehr mit aufgepflanztem Bajonett griffbereit. Am Horizont sehen sie rot den Brand der Welt. Die Wolken über ihnen haben die Umrisse von Europa. Hinter ihnen liegen Kühe auf der Weide. Dank den wachsamen Wehrmännern geniessen sie den Frieden der Alp. «Souvenir de la mobilisation Suisse 1914-15» steht darunter.
Auf einer anderen Karte mit einem weiteren Schweizer Wachtposten ist zu lesen: «Steh' ich in finstrer Mitternacht / So einsam auf der stillen Wacht, / So denk ich an mein fernes Lieb, / Ob mir's auch treu und hold verblieb?» In der linken oberen Bildecke ein Foto-Medaillon mit dem Wehrmann und seinem Schatz, dem diese bangen Gedanken gelten.
Die Schweiz als Friedensinsel
Dies sind zwei Beispiele aus Georg Kreis' kommentiertem Bilderbuch mit «Schweizer Postkarten aus dem Ersten Weltkrieg». Sie zeigen stilisierte Situationen: Verteidigungsbereitschaft und Wachsamkeit.
Eine Gruppe posiert vor einem Geschütz. Schweizer Militärflugzeuge im Anflug, Füsiliere marschieren: ernst und gefasst. Das Bundeshaus auf einem Felsen, umtost von den Stürmen im Ausland. Darüber halten zwei Engel ein Band, auf dem – gleich über dem Bundeshaus – «Friede» steht: die Schweiz als Friedensinsel.
Das Image der Schweiz
Der Text auf den Postkarten sei meist von geringem Interesse, die Kontaktpflege oft wichtiger als der Textinhalt, schreibt Georg Kreis. Die Karten seien kurze Lebenszeichen, vergleichbar mit den heutigen SMS. Im Mittelpunkt des Buches stehen die Bildmotive.
Was entnimmt man diesen Bildmotiven? Dass gewisse eidgenössische Topoi eine längere Tradition haben als angenommen. Das Bild der Schweiz als Friedensinsel beispielsweise war offenbar schon vor 100 Jahren ein Kernpunkt schweizerischen Selbstverständnisses. Der Kult um die bäuerliche Bevölkerung und die Betonung der Wehrhaftigkeit des Landes begannen nicht erst mit der Geistigen Landesverteidigung der 1930er und 1940er Jahre.
Helvetia als Krankenpflegerin
Aber auch die humanitären Anstrengungen der Schweiz kehrte man schon im Ersten Weltkrieg hervor. Etwa mit der Helvetia als Krankenpflegerin. Diese sieht man auf einer Ansichtskarte mit dem Motiv eines Sanatoriums. Davor schiebt eine «Krankenschwester-Helvetia» einen Rollstuhl mit einem verwundeten Deutschen.
Dazu wird gereimt: «Wir Schweizer bieten euch die Hand, / Seid willkommen in unserm Land! / Wir lindern gern des Kriegers Schmerzen, / Glaubt uns, wir tun's aus vollem Herzen.» Bei allem historischem Interesse hat das Buch «Schweizer Postkarten aus dem Ersten Weltkrieg» von Georg Kreis im hier + jetzt-Verlag durch Reimerei und Wortwahl auch unfreiwillig komische Seiten.