- Schweizer bekennen sich zwar zu Musikschulen, aber nicht zu Bildschulen. Diese müssen immer wieder ihre Existenz rechtfertigen.
- Ein Gesetz für die musikalischen Bildung hat das Volk angenommen. Die Konferenz Bildschulen Schweiz strebt ein ähnliches Gesetz für die gestalterische Bildung an.
- Christoph Eymann, Präsident der eidgenössischen Erziehungsdirektorenkonferenz, hält ein solches Gesetz für unnötig.
Rotpfeffer, Weisspfeffer, Schwarzpfeffer: Im Zeichenkurs im Basler K’Werk lernen Kinder gestalterische Techniken kennen und stellen aus zermahlenen Gewürzen Naturfarben her. Sie zeichnen mit Bleistift, Kohle oder Tusche, auf Papier, Holz oder auf der Strasse.
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Dieser Kurs ist einer von insgesamt 20 Kursen der Bildschule. Daneben gibt es auch Videoschnitt, Trickfilmanimation und Drucken. Ausserdem können Kinder und Jugendliche hier auch den Umgang mit Stoff und Faden üben, fotografieren oder Skulpturen bauen.
Umwege zum Ziel
Sabine Gysin, die Begründerin und Leiterin der Bildschule, will der kindlichen Kreativität Raum und Zeit geben. «Kreativ sein heisst, lernen einen Prozess zu durchlaufen und etwas Neues zu entwickeln. Dabei muss man auch schwierige Momente meistern und Umwege machen, bis man zur Lösung kommt.»
Ein Prozess, der im Schulalltag zu kurz komme, findet Gysin. Da ab der zweiten Sekundarschule in Basel Musik und Gestaltung nicht mehr obligatorisch sind, sei das ein wichtiges Bildungsangebot ausserhalb der Schule.
Musikschulen vs. Bildschulen
Dennoch müssen die wenigen – heute sind es sieben – Bildschulen in der Deutschschweiz immer wieder ihre Existenz rechtfertigen. Schweizer bekennen sich zwar zu Musikschulen, aber nicht zu Bildschulen.
Gysin will das ändern: «Das Gesetz für die musikalischen Bildung hat das Volk angenommen. Wir von der Konferenz Bildschulen Schweiz streben ein ähnliches Gesetz für die gestalterische Bildung an. Dafür müssen wir aber mehr Bildschulen entstehen lassen und vor allem aufklären: Weshalb braucht es diese? Und worum geht es hier konkret?»
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Gesetz für Bildschule?
Auch Christoph Eymann begrüsst mehr Bildschulen. Den Basler Regierungsrat hat das Konzept so sehr überzeugt, dass er die Bildschule in Basel aus der privaten Trägerschaft in eine staatliche überführt hat. Die Bildschule K`Werk ist seitdem an die kantonale Schule für Gestaltung angegliedert, was die Kosten gesenkt und die Schule für alle Familien erschwinglich gemacht hat.
Ein eigenes Gesetz hält er dennoch für falsch: «Ich bin ein Gegner von gesetzlichen Regelungen, die der Bund festschreibt und die Kantone vollziehen müssen. Das ist eine Einmischung des Bundes in die kantonale Hoheit, ohne dass der Bund zusätzliche Gelder dafür frei macht.»
Bottom-up wie in Basel
In seiner Rolle als Präsident der eidgenössischen Erziehungsdirektorenkonferenz steht Christoph Eymann im regen Austausch mit allen Schweizer Erziehungsdirektoren.
Er spüre ein Interesse am Ausbau von Bildschulen, gibt aber zu Bedenken, dass in vielen Kantonen schlichtweg das Geld dafür fehle: «Ich glaube es ist besser, wenn das Bottom-up passiert, wie hier in Basel. Wenn die Notwendigkeit plausibel gemacht wird, dann wird es auch in weiteren Kantonen gelingen, davon bin ich überzeugt.»
Daran arbeiten Sabine Gysin und ihre Mitstreiterinnen. Mit einer Wanderausstellung und einer neuen, reich bebilderten Publikation mit dem Titel «Bauplatz Kreativität» hoffen sie auf Rückhalt – für die Kreativität und für die Kunst.
Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur kompakt, 26.10.2016, 12:10 Uhr.