Philosophie war für Wittgenstein nicht nur eine ernste, sondern auch eine lästige Sache. Denn auf philosophische Fragen gibt es in der Regel keine Antwort. Nicht, weil wir die Antworten nicht kennen, sondern weil die Fragen falsch gestellt sind, so Wittgenstein.
Erwachsene stellen Kinderfragen
Unsere Sprache führe uns nämlich an allen Ecken und Enden in die Irre. Etwa dann, wenn wir fragen: «Können wir jemals wissen, was im Innern von anderen Menschen vorgeht?». Dabei vergessen wir: Personen sind keine Behälter. Das Bild von einem Innen und Aussen ist nach Wittgenstein irreführend.
Wenn wir philosophische Fragen stellen, sind wir Wittgenstein zufolge wie Kinder, die fragen, was der Wind macht, wenn er nicht weht. Eine hübsche, aber unsinnige Frage. Der Wind ist kein Ding, sondern ein Prozess.
Die Philosophie ist eine «Krankheit»
Irreführende Redeweisen, Metaphern und Analogien verführen uns dazu, dieselben unsinnigen Fragen immer aufs Neue zu stellen: «Ein Bild hielt uns gefangen. Aber heraus konnten wir nicht, denn es lag in unserer Sprache», schreibt Wittgenstein.
Die Grammatik unserer Sprache ist verführerisch: Weil wir aus den Wörtern «ich» und «nichts» Substantive bilden können, sind wir geneigt zu glauben, es gäbe «das Ich» oder «das Nichts». Ein fataler Irrtum. Wittgenstein spricht von der Philosophie gar als einer «Krankheit». Die Therapie für die Philosophen lautet: Sprachkritik.
«Gute» Fragen stellen: Schüler wissen wie
Aber: Sind philosophische Probleme wirklich nichts weiter als Scheinprobleme? Das kann nicht sein, meinen Elena und Mathias von der Fachmittelschule Heerbrugg. Sie haben Philosophie als Unterrichtsfach und sind begeistert. Auch von Wittgenstein.
Trotzdem haben sie viele Fragen und sind auch mit Wittgenstein nicht immer einer Meinung. Die «Sternstunde Philosophie» hat Elena und Mathias eingeladen: Sie durften nach der regulären Sendung zu Wittgenstein ins Sternstunden-Studio und den Experten Hans-Johann Glock mit Fragen löchern. Und die Fragen waren gut: In der ersten Frage von Elena sieht Glock gar einen «bedenkenswerten Einwand» gegen Wittgensteins frühe Auffassung der Sprache und des Denkens. Chapeau!