Die Solothurner Filmtage stehen nicht unbedingt unter Innovationsverdacht. Handelt es sich doch um die «Werkschau des Schweizer Films». Schon nur das Wort Werkschau sollte Geniesser abschrecken. Sensible Gemüter könnten sich ausserdem durch die Kombination der Wörter Schweiz und Film entmutigen lassen.
Bekannt sind die Solothurner Filmtage aber nicht nur für Schweizer Filme, kulturpolitische Diskussionen und Ernsthaftigkeit. Denn sonst würde wohl wirklich niemand kommen. Nein – wie auf jeder ordentlichen Filmveranstaltung werden reichlich und meist alkoholische Getränke mit Snacks à discrétion gereicht. Auch an der Aare wird die Apéro-Kultur traditionsgemäss hochgehalten.
Die Filmtage wollen den Apéro-Schmarotzern einen Riegel vorschieben.
Natürlich soll hier niemand verdächtigt werden, ausschliesslich fürs Apéro-Hopping ins neblige Mittelland zu reisen! Genau diesen Verdacht scheinen die Organisatoren der Filmtage jedoch zu hegen und wollen den Apéro-Schmarotzern einen Riegel vorschieben. So hat das Team vielleicht in tagelangen Workshops, unter dem Titel «Apéro ja – aber nicht nur!» eine wirklich innovative Idee entwickelt.
Warum – so fragten sich die Liebhaberinnen des Schweizer Films offenbar – kehren wir den Spiess nicht einfach um? Lassen wir uns doch für einmal vom Publikum zum Apéro einladen! Genial!
Gesagt, getan. Und so steht auf der Einladung zur Eröffnung der Solothurner Filmtage, was die Besucher erwartet. Jetzt bitte aufmerksam lesen: «Im Anschluss an die Vorführung laden Sie die Solothurner Filmtage zum Apéro in den Konzertsaal ein.» Eine ganz direkte Aufforderung also, die Filmtage zum Apéro einzuladen.
Da ist die geneigte Cüpli-Trinkerin natürlich baff und rechnet sich schon im Dezember aus, was sie die Anfang 2025 stattfindenden Filmtage wohl kosten werden. Oder sollte man es doch mal wagen, einen Film – ganz kostenbewusst – auf nüchternen Magen zu schauen?
Auf Nachfrage bei der Presseverantwortlichen, in welchem finanziellen Rahmen sich der von mir offerierte Apéro an die Solothurner Filmtage ungefähr bewegen solle – schliesslich muss man sich dann doch überlegen, wie viel einem der Schweizer Film eigentlich wert ist – blieb mir die Mediensprecherin eine Antwort schuldig. Vielleicht sind sie in Solothurn am Freitagnachmittag noch in einem Workshop – oder schon beim Apéro.