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Carolina und Victor Costa als Clara und Thomas.
Legende: In ihrem Leben geht es rund: Carolina und Victor Costa als Clara und Thomas in ihrer Webserie. Ataprod

Szenen einer Ehe «Hilfe, meine Frau ist Pfarrerin!»

Sie ist reformierte Pfarrerin. Er ist Komiker und glaubt nicht an Gott. Das ungleiche Paar trägt seine Konflikte öffentlich aus – in einer Web-Serie.

Carolina Costa ist im wahren Leben reformierte Pfarrerin in Genf. Dort baut sie eine alternative Kirchgemeinde für junge Menschen auf. Darüber hinaus exponiert sie sich gemeinsam mit ihrem Partner Victor Costa mit der Web-Serie «Meine Frau ist Pfarrerin» im Internet und in den Medien.

«Das hat meinem Amt eine neue Dynamik gegeben», sagt Carolina Costa. «Ich wirke nicht nur lokal, sondern grossräumiger, sogar auf der ganzen Welt. Das verändert den Blick und die Art der Arbeit.» Die Comedy-Serie hat ihr Leben stark verändert – und das Leben ihres Partners.

Vom Katholiken zum Agnostiker

«Die Web-Serie hat mich ziemlich umgekrempelt, nur schon, weil ich mich mehr hinterfrage», sagt ihr Partner Victor Costa. «Ich bin als Mensch weitergekommen.» Er ist in Spanien aufgewachsen und römisch-katholisch geprägt. Heute ist er Agnostiker.

Es sei schon seltsam, wenn er am Abend nach Hause komme und seine Partnerin von einer Beerdigung erzähle. Das komme nicht jeden Tag vor, aber er denke darüber nach, und das gebe eine andere Sichtweise.

Werbespot für die Kirchen?

Die gemeinsame Web-Serie «Meine Frau ist Pfarrerin» wird von den reformierten Kirchen Genf, Neuenburg und Waadt mitfinanziert, die übersetzte deutsche Fassung von Kirchen in der deutschsprachigen Schweiz, die italienischsprachige Version von Radiotelevisione svizzera RSI.

Ist die Web-Serie ein Werbespot für die Kirchen? Carolina Costa verneint. Für die Kirche sei es eine Gelegenheit, ihr strenges Image zu entstauben. Die Kirchen wollten sich für die jüngeren Generationen öffnen. Es gebe neue Fragen und neue Kommunikationsformen.

Die Pfarrerin und der Atheist

Den Charme der Serie erklärt Carolina Costa so: «Unser Bedürfnis ist doch immer die Liebe. Das ist der Antrieb. In unserer Arbeit und unserem Zusammenleben ist es immer die Liebe im weiteren Sinn. In unserem Blog wollen wir von den grundlegenden Werten sprechen, die bei einer Pfarrerin, die glaubt und praktiziert, und bei einem Agnostiker, der eher rational denkt, zusammenkommen.»

Über die Webserie

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«Hilfe, Meine Frau ist Pfarrerin» wird vom Komiker Victor Costa und der Pfarrerin Carolina Costa produziert. Sie erzählt von den Abenteuern eines untypischen Paares. Er, ein Agnostiker, versucht mit dem Beruf seiner Frau klarzukommen. Seit Ende 2016 gibt es die Serie auch auf Deutsch.

Die Idee für die Internet-Serie hatte ihr Partner, Victor Costa: «Als Agnostiker arbeite ich mit anderen Autoren zusammen, darunter sind auch Atheisten. Das gibt dieser Web-Serie ein sehr breites Spektrum.»

Keine Zeit für die Beziehung

Wie sieht die Beziehung der beiden im wirklichen Alltag aus? Carolina und Victor Costa haben inzwischen eine Familie mit zwei Töchtern. Als Vorbild sehen sie sich nicht.

«Wir stehen für viele andere Paare, die Mühe haben, sich zu organisieren», meint Carolina Costa. «Alles geht schnell, man ist absorbiert und hat kaum Zeit für die Beziehung.» Es gehe auch darum, zu zeigen, dass eine Pfarrerin nicht einfach oben stehe, perfekt sei. Auch sie sei im Alltag gefangen.

Dasein, wenn man gebraucht wird

Partnerschaft, darüber hat Carolina Costa ein Buch geschrieben, ein Arbeitsbuch, ein Spiel-Buch. «Eines der Geheimnisse eines Paares, das lange zusammenlebt, ist, zusammen lachen zu können», erklärt sie.

«Wenn man krank oder arbeitslos ist, wenn man es schwer hat und wenn man dann einen Schritt zurücktreten und zusammen lachen kann und sich Mut machen, dann hilft das bis zum Ende des Lebens.»

Eine Beziehung ist wie ein Garten

Ihr Rezept für eine gelungene Partnerschaft: viel miteinander reden, sich mit den Aufregungen und Gefühlen und Schwierigkeiten auseinandersetzen und sie zusammen überwinden. Eine gute Kommunikation sei sehr wichtig. «Oft ist es so, dass man schon über seine Antwort nachdenkt, während der andere noch redet, statt zuzuhören», fügt Carolina hinzu.

«Ich bin kein Koch, aber für mich wäre das Rezept Geduld und Zuhören», ergänzt Victor. «Es ist wie in einem Garten. Im Sommer scheint die Sonne, es hat Vögel, es ist frisch. Aber dann kommen der Herbst und der Winter. Es wird kälter und die Blätter fallen. Dann muss man da sein und den Garten hegen und pflegen.»

Carolina Costa bemerkt: «Du hast ja mein Buch gelesen.» Victor Costa antwortet: «Ich habe dein Buch lektoriert!»

Sendung: SRF1, Sternstunde Religion, 25.06.2017, 10:00 Uhr

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