Adrian Vogt zählt zu den erfolgreichsten Influencern der Schweiz. Der 24-jährige Basler mit Pilzfrisur, Schnauz und Kleidern aus dem Brockenhaus ist auch weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Als «Aditotoro» erreicht er auf TikTok, YouTube und Instagram ein Millionenpublikum.
Im Interview spricht er über sein Erfolgsrezept, wahre Freiheit und die Gefahr der Selbstausbeutung.
SRF: Wie sieht denn ein typischer Tag in Ihrem Leben aus?
Adrian Vogt: Aufstehen zwischen 9 und 10 Uhr, dann Mails, Meetings, Videokonzepte. Vormittags möchte ich mein Gesicht noch nicht filmen. Nachmittags mache ich dann Videos für TikTok und YouTube. Abends folgt meist noch ein Livestream. Es sind also lange Arbeitstage.
Und am Wochenende?
Genauso.
Wie gross ist die Gefahr eines Burnouts?
Sehr gross. In der Szene ist das Risiko enorm. Jeder grosse YouTuber hatte schon mal eine Phase der Erschöpfung. Das ist auch das Risiko der Selbständigkeit. Im Kopf ist die Arbeit immer da.
Wie schalten Sie ab?
Mit Sport komme ich in den Flow: Joggen, Skifahren oder Fahrradfahren. Das Schlimmste, was passieren könnte, wäre, ein Bein zu verlieren. Aber schon ein eingewachsener Zehennagel macht mich komplett fertig.
Alles ist professionalisiert. Aber es fehlt der Raum, um authentisch sein zu können.
Mit Ihren humorvollen Videos erreichen Sie ein junges Millionenpublikum. Ein Traum für viele Medienschaffende ebenso wie für Firmen. Haben Sie ein Erfolgsrezept?
Wenn ich eines hätte, würde ich es bestimmt nicht sagen (lacht). Ich mache einfach, was sich gut anfühlt und was ich selbst gerne schauen würde. Auf YouTube funktioniert das ziemlich gut. Auf TikTok ist das Ganze weniger berechenbar. Manchmal versanden Videos, die ich selbst richtig gut finde, dafür haben andere nach einem Tag zwei Millionen Aufrufe.
Ihre Videos wirken leicht, authentisch und selbstironisch. Immer mit einem Schuss absurdem Humor. Etwa wenn Sie während vier Stunden alle 11'000 Gemeinden von Deutschland vorlesen. Sinnlos – oder gerade deswegen sinnvoll?
Das war ein kleiner Protest gegen unsere auf Effizienz getrimmte Zeit, wo alles einen Zweck hat. Alles ist professionalisiert. Aber es fehlt der Raum, um authentisch sein zu können. Das sieht man auch in der Medienbranche. Darum sind auch Podcasts so erfolgreich, weil man da reden kann, wie man will. Wir müssen uns immer wieder klarmachen, dass wir jederzeit die absolute Freiheit haben.
Welche Tipps geben Sie jungen Menschen, die Influencer werden wollen?
Du musst es machen, weil du wirklich gerne Videos machst. Viele wollen aber vor allem Geld verdienen oder Follower haben. Das funktioniert selten.
Was hat der Erfolg mit Ihrem Selbstbewusstsein gemacht?
Extrem viel: Ich war davor eher schüchtern, obwohl ich schon immer der Klassenclown war. Heute habe ich mehr Selbstvertrauen. Mit den Videos habe ich mein Ding gefunden.
Gab es Zeiten, wo Sie Ihr Smartphone mal eine Woche ausgeschaltet haben?
Vor drei Jahren fuhren wir in die Skiferien und ich hatte mein Handy zu Hause gelassen, um auf andere Gedanken zu kommen. Und ja: Es hilft.
Jede und jeder kann das machen, was ich tue.
Sie sind einer der erfolgreichsten Influencer der Schweiz, wohnen aber noch immer bei den Eltern. Wann ziehen Sie von zu Hause aus?
Bald. Ich bin derzeit auf Wohnungssuche. Im Februar sollte es so weit sein, hoffe ich.
In welcher Preisklasse suchen Sie denn nach Wohnungen?
9000 plus (lacht). Ich finde ja, ich verdiene grundsätzlich zu viel. Im Vergleich zu jemandem, der putzt. Andererseits sage ich mir immer: Jede und jeder kann das machen, was ich tue – insofern ist es auch in Ordnung.
Das Gespräch führte Yves Bossart.