- Am Purimfest feiern die Juden, dass sie in biblischer Zeit einem Pogrom entgingen.
- An einem Gottesdienst wird die biblische Esther-Geschichte vorgetragen.
- An der Feier steht das gemeinsame Festmahl mit Essen und Wein im Zentrum. Zur ausgelassenen Stimmung tragen auch Kostüme bei.
«Purim unterscheidet sich von anderen jüdischen Feiertagen, weil die Freude und Fröhlichkeit im Zentrum steht.» Das sagt Chaim Drukman, Rabbiner der Chabad-Bewegung in der Zentralschweiz. Gemeinsam mit mehr als 100 Menschen hat er in Luzern mit gutem Essen, Tanz und Kostümen Purim gefeiert.
An Purim erinnern die Juden an die Geschichte der Königin Esther. Sie bewahrte wie durch ein Wunder das jüdische Volk im persischen Reich vor der Vernichtung: Sie bat ihren Mann, den König, ein Todesurteil seines Ministers Haman aufzuheben.
Haman gefiel es nicht, dass Esthers jüdischer Onkel Mordechai sich nur vor Gott, nicht aber vor ihm verneigen wollte. Deshalb beschloss er, Mordechai und alle Juden zu töten. Den Zeitpunkt dafür ermittelte er mit einem Los, dem Pur (Plural: Purim).
Vom Hänger zum Gehängten
Esther lud Haman und den König zu zwei Essen ein. Der König freute sich darüber und gewährte Esther einen Wunsch. Da offenbarte sie sich als Jüdin, was sie dem König bis anhin auf Anraten von Onkel Mordechai vorenthalten hatte.
Sie erzählte ihrem Mann von den Tötungsplänen Hamans gegenüber dem jüdischen Volk. Dies erzürnte den König derart, dass er seinen Minister Haman töten liess und den Juden Mordechai als seinen neuen Minister einsetzte.
«An Purim erinnern wir uns an die jüdische Existenz, die viele Male durch Pogrome oder Genozide gefährdet war», sagt Rabbiner Chaim Drukman. Die Anwesenheit eines Holocaust-Überlebenden bei den diesjährigen Purim-Feierlichkeiten habe dies dem Rabbiner noch stärker bewusst gemacht. «An Purim zelebrieren wir das Leben und unsere Dankbarkeit in einem Land zu leben, in dem jeder seine Religion ausüben kann.»
Möglichst viel Lärm machen
Am Vorabend von Purim wie auch am Feiertag selber wird im Gottesdienst in der Synagoge die Esther-Geschichte von Anfang bis Ende vorgetragen – eine der Pflichten an Purim. Gelesen wird aus der fünften Schriftrolle der hebräischen Bibel.
Dabei kann es ziemlich laut und heiter werden. Denn jedes Mal, wenn beim Lesen der Name Haman fällt, klappern die Anwesenden laut mit Rasseln, stampfen mit den Füssen oder klopfen auf den Tisch, um möglichst viel Lärm zu machen. Denn Haman ist ein Abkömmling von Amalek, der als Erster die Juden auf ihrem Weg von Ägypten ins gelobte Land angegriffen hatte. Und Amaleks Name gilt es nach dem Befehl Gottes zu löschen.
Auch arme Menschen sollen glücklich sein
«Nach dem Gottesdienst am Feiertag steht das gemeinsame Festmahl mit Essen und Wein im Zentrum», sagt Chaim Drukman. Serviert werden die typischen Haman-Taschen – dreieckige mit Mohn oder Pflaumenmus gefüllte Gebäckstücke.
Dazu gibt es Wein. «An Purim schauen wir Erwachsenen auch mal zu tief ins Glas. Denn es gilt das Gebot, so viel zu trinken, bis man nicht mehr zwischen dem verfluchten Haman und dem gesegneten Mordechai unterscheiden kann», sagt Chaim Drukman und betont: Wer trinkt, fährt nicht Auto.
Eine Schweizer Purim-Party
Damit auch arme Menschen an diesem Tage Freude erleben, ist eine weitere Pflicht, zwei Personen zu beschenken. «Meistens werden an Purim Geldspenden getätigt», erklärt Chaim Drukman. Auch Freunden übergibt man Geschenke. Mindestens zwei selbst gemachte Speisen händigt man aus.
Zu der ausgelassenen Stimmung an Purim tragen auch die Kostüme bei. Der Rabbiner Chaim Drukman und seine Frau Rivky organisierten das diesjährige Purimfest unter dem Motto «Schweiz Purim Party».
Chaim Drukman verkleidete sich als Appenzeller, seine Frau trug eine Tracht. Auch seine fünf Kinder kostümierten sich. Die knapp einjährige Tochter trug ein Kuh-Kostüm. Für die musikalische Begleitung engagierte das Ehepaar Drukman ein Schweizer Ländlertrio.
Sendung: SRF 1, Bilder zum Feiertag, 16.03.2017, 22:20 Uhr;
Radio SRF 2 Kultur, 100 Sekunden Wissen «Chabad», 17.03.2017, 06:20 Uhr