Sowohl eine Weihe von Frauen als von Verheirateten lehnt Papst Franziskus weiterhin ab. Seine Ausführungen im heute veröffentlichen Lehrschreiben zum Abschluss der Amazonas-Synode enttäuschen alle, die sich davon ein Signal zur Öffnung des Priesteramts erhofften.
Im Vorfeld war die Hoffnung gross, dass der Papst auch verheiratete Männer als sogenannte «Viri Probati» für den Dienst am Altar zulassen würde. Oder gar, dass Frauen dafür befähigt und geweiht würden. Denn der Priestermangel führt im Amazonas dazu, dass Menschen keine Eucharistie mehr empfangen können.
Mitreden, aber nicht am Altar stehen
Zwar betont Papst Franziskus die zentrale Rolle der Frauen für die Kirche. Er schliesst auch mit einem Gebet an Maria und nennt sie «Mutter des Lebens». Ausserdem betont er, dass Priester nicht «über» dem Volk Gottes, also den getauften Laien stehen.
Laien sollten in alle anderen Bereiche kirchlichen Lebens daher voll einbezogen werden und auch mitbestimmen. Für die Eucharistie gilt das aber weiterhin nicht: Die Priesterweihe bleibt aber allein unverheirateten Männern vorbehalten.
Hier eröffnet der Papst Laien, also nicht geweihten Frauen und Männern, durchaus wichtige Spielräume. Etwas weitschweifend führt er aus, wie unkonventionell der Heiligen Geist mitunter wirke. Darin könnte sich allenfalls noch irgendwo ein kleines Hintertürchen für die Weihe von Viri Probati verstecken. Das wäre die Weihe verheirateter, «erprobter Männer». Der Papst propagiert sie jedenfalls nicht.
Leidenschaft für Umweltthemen
Zum grössten Teil will das Schreiben auf die humanitäre und ökologische Krise im Amazonas Antwort geben. Es ist ein Plädoyer für die Menschenrechte der indigenen Völker im Amazonasgebiet.
Mit poetischer Kraft und Leidenschaft appelliert der Papst an alle Menschen, den Amazonas als Biosphäre zu bewahren und dessen Zerstörung zu stoppen.
Wieder einmal spart das römisch-katholische Kirchenoberhaupt nicht mit Kritik am zerstörerischen Kapitalismus, an Korruption und Rassismus in den Staaten des Amazonas wie auch weltweit. Drei Viertel des rund 30-seitigen Lehrschreibens sind seiner ökologischen Theologie gewidmet. Davon war bereits in seinem Rundbrief «Laudato si» zu lesen, die als «Umweltenzyklika» weltweite Wirkung entfaltete.
Freie Gestaltung der Kirche
Ganz Jesuit plädiert Papst Franziskus auch für die Inkulturation des Evangeliums in den Völkern des Amazonas – die römisch-katholische Lehre also mit den dortigen Traditionen zu verbinden.
Der Heilige Geist sei im Amazonas lebendig und kreativ, schreibt Franziskus. Die Kirche in Amazonien kann, darf und muss also durchaus anders aussehen als in Westeuropa.
Hier wehrt sich der Papst gegen kirchliche Traditionalisten, die an der Amazonassynode letzten Oktober das indigene Pachamama-Ritual als «Götzendienst» ablehnten.
Sendung: Radio SRF, Rendez-Vous, 12.02.20, 12:30 Uhr