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Schauspieler Florian Teichtmeister angeklagt
Aus Kultur-Aktualität vom 16.01.2023. Bild: Corbis/Getty Images
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Kinderpornografie-Fall Florian Teichtmeister: ein Skandal mit Ansage

Ein Kinderpornografie-Skandal um den bekannten TV- und Theaterschauspieler Florian Teichtmeister erschüttert Österreich. Die wichtigsten Antworten dazu.

Was ist passiert? Der Wiener Schauspieler Florian Teichtmeister wird wegen des Besitzes von Kinderpornografie angeklagt. Der Prozess gegen ihn beginnt am 8. Februar. Laut einer anwaltlichen Erklärung sei Teichtmeister geständig, kooperiere seit 2021 mit den Behörden und werde sich «schuldig bekennen».

Der bekannte 43-jährige Theater-, Film- und TV-Schauspieler hat zwischen 2008 und 2021 «zumindest 58‘000» Foto- und Filmdateien von Kindesmissbrauch aus dem Darknet heruntergeladen und gespeichert. Eine polizeiliche Anzeige von Teichtmeisters Ex-Lebensgefährtin brachte die Ermittlungen ins Rollen.

Wie waren die ersten Reaktionen? Das Bekanntwerden des Skandals schlug in Österreich wie eine Bombe ein. Das Burgtheater, dessen Ensemblemitglied und Star Teichtmeister war, entliess ihn noch am Freitag «mit sofortiger Wirkung», veröffentlichte eine umfangreiche Erklärung und setzte das Kehlmann-Stück «Nebenan» mit Teichtmeister in der Hauptrolle ab.

Der ORF gab bekannt, keine Produktionen mit Teichtmeister mehr auszustrahlen. Er spielte in Erfolgsserien wie «Die Toten von Salzburg», «SOKO Kitzbühel» oder «Tatort».

Sind also alle einer Meinung? Beileibe nicht. So klar der Fall mit seinem geständigen Täter anfangs zu sein schien, so widersprüchlich ist er. Für einen Aufschrei sorgte etwa die Formulierung von Teichtmeisters Anwalt Michael Rami, dem Schauspieler sei «ein rein digitales Delikt vorzuwerfen», während er «keinerlei strafbare Handlungen gegen Menschen gesetzt» habe. Das komme einer Verhöhnung der Opfer von sexuellem Kindesmissbrauch gleich, lautet der Vorwurf.

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Über die Vorwürfe an Schauspieler Florian Teichtmeister
aus Blick in die Feuilletons vom 16.01.2023. Bild: APA/Florian Wieser
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Zunehmend laut wird auch Kritik an Institutionen, die mit Teichtmeister bis zuletzt zusammengearbeitet haben. Denn mindestens seit Herbst 2021 waren die Vorwürfe in der Branche ein offenes Geheimnis. Damals berichteten zwei österreichische Zeitungen über Beziehungsgewalt und Kinderpornobesitz durch einen aus Medienrechtsgründen damals nicht namentlich genannten «bekannten Künstler».

Zwar ging vor allem das Burgtheater den Gerüchten nach. Doch bleibt die Frage: Hat sich Teichtmeisters Wirkungsstätte zu sehr hinter der Unschuldsvermutung versteckt? Und hätte sich der Schauspieler bis zur Klärung der Vorwürfe nicht zurückziehen müssen?

Wie geht es jetzt weiter? Noch diese Woche wird eine von der österreichischen Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer in Auftrag gegebene «Chronologie der Informationsflüsse» veröffentlicht. Sie soll klären, ob man auf allen Ebenen mit der gebotenen Sorgfalt agiert habe.

Teichtmeister selbst, der – von Auftraggebern mit den Vorwürfen konfrontiert – gelogen und sich auf eine Vendetta seiner Ex-Lebensgefährtin ausgeredet hatte, drohen bis zu zwei Jahre Haft.

Was passiert mit dem Film «Corsage»? Wie es mit Marie Kreutzers hochgelobtem Biopic über Kaiserin Sisi mit Teichtmeister als Kaiser Franz Josef weitergeht, ist unklar. Zwar waren die Dreharbeiten 2021 schon abgeschlossen, als die ersten Kinderporno-Gerüchte über Teichtmeister in Umlauf kamen. Auch wird die Nominierung für den Auslands-Oscar nicht zurückgezogen. Doch der Schaden für den Film ist gewaltig.

Die wichtigste Forderung aber lautet: die Opfer sexuellen Kindesmissbrauchs als die eigentlichen Geschädigten der Causa Teichtmeister ins Zentrum zu stellen.

Radio SRF 2 Kultur, Kultur-Nachrichten, 16.01.2023, 07:00 Uhr

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