Ein Lautsprecher verstärkt die Stimme der jungen Frau. «What do we want?», fragt sie in die Runde. «Climate Justice!», antwortet diese im Chor. «When do we want it?» – «Now!»
Klimagerechtigkeit. Jetzt. Das fordern die Aktivistinnen und Aktivisten des Basler Klimacamps, die für zwei Tage die Zufahrtsstrassen zum Schweizer Ölhafen blockierten.
Mehr Echo dank der Hitze
Die Industrienationen seien verantwortlich für die Klimakrise. Also müssten sie mit gutem Beispiel vorangehen und ihre CO2-Emissionen komplett einstellen.
Geht es nach den Demonstranten, sollen fossile Brennstoffe nicht mehr in die Schweiz gelangen. Oder besser noch: gleich ganz im Boden blieben.
In ihren weissen Overalls und mit ihren grossen Protestbannern liefern die Aktivisten medienwirksame Bilder. Während es Klimagruppen ansonsten eher im Umfeld der grossen Klimagipfel in die Medien schaffen, treffen die Umweltschützer aktuell auf ein breites Echo. Der Hitzesommer kommt ihrem Anliegen zugute.
Eine Bewegung – wenig Einheit
Trotzdem wird das Engagement der Klimaaktivisten bislang nicht als eine grosse Klimabewegung wahrgenommen. Das liege einerseits an der Vielfalt der Themen, sagt die deutsche Klimaexpertin und Protestforscherin Heike Walk: «Die einen engagieren sich für nachhaltigen Konsum, andere für nachhaltige Mobilität oder klimafreundliche Stadtsanierung.»
Andererseits seien auch die Protestformen entsprechend unterschiedlich: «Internationale NGO-Netzwerke begleiten Klimakonferenzen, daneben formen sich lokale Vereine und Gruppen um Themen wie erneuerbare Energien, Kohleabbau oder Klimagerechtigkeit.»
Mehrere Lösungen gefragt
Gerade in dieser Vielfalt liege aber auch Potential: Beim Klimaschutz reicht es nicht aus, nur an einer Lösung zu arbeiten. «Oftmals haben Entwicklungen im Energiebereich kontrakarierende Wirkungen», erklärt Heike Walk. «Es reicht zum Beispiel nicht, Elektroautos zu produzieren. Wir müssen gleichzeitig auch weniger Autos herstellen und weniger auf den Strassen unterwegs sein.»
Oder: Wer erneuerbare Energien fördern will, sollte sich nicht nur eine Photovoltaikanlage aufs Dach setzen. Sondern auch generell seinen Energieverbrauch hinterfragen.
Neben neuen Technologien sind daher auch soziale Konzepte gefragt. Die Klimaforscherin Heike Walk denkt etwa an neuartige Nutzungsmodelle, wie Carsharing oder Repair-Cafés.
Das Frühwarnsystem der Gesellschaft
Klimagruppen nehmen laut Heike Walk eine wichtige Rolle in der Gesellschaft ein: Sie seien eine Art Frühwarnsystem.
Sie würden Probleme ansprechen, wie zum Beispiel in den 1980er-Jahren die Gefahr, die von den Treibgasen FCKW ausgeht. Sie sind heute weltweit verboten, wurden früher aber unter anderem als Kühlmittel verwendet.
Viele Stimmen, viele Schritte zum Ziel
Dank der direkten Demokratie können die Menschen in der Schweiz bei der Klimapolitik mitreden. Vorwärts machen mit klimafreundlicher Politik, will etwa der Journalist und Umweltaktivist Marcel Hänggi: Mit seiner Gletscherinitiative will er verhindern, dass die Gletscher vollends verschwinden.
Dafür fordert er, die Emission vom menschengemachten C02 praktisch auf Null zu senken – wie es das Pariser Klimaabkommen vorsieht.
Dieses Beispiel zeigt: Die Zivilgesellschaft bewegt sich in Sachen Klimapolitik – auch wenn sie nicht als eine grosse Klimabewegung mit einer Stimme auftritt.