Seit Beginn des Kriegs in der Ukraine arbeitet die Uno-Organisation für das Weltkulturerbe mit den Behörden vor Ort zusammen. Sieben von der Unesco anerkannte Welterbestätte befinden sich in der Ukraine, Dutzende mehr wurden für eine Anerkennung vorgeschlagen – etwa das Höhlenkloster Lawra Petschersk oder die Sophienkathedrale in Kiew.
Historische Gebäude einpacken
Die erste Aufgabe der Fachleute ist es, eine Liste mit den gefährdeten Monumenten zu erstellen. Denn gelistet sind bis jetzt nur jene Gebäude, die bereits Unesco-Weltkulturerbe sind, so etwa die Altstadt von Lwiw.
Die Unesco gibt konkrete Tipps, wie Gebäude zu schützen sind, erklärt deren Vizedirektor Ernesto Ottone Ramirez. «Kirchen, Museen und Theater werden mit Holz verschalt oder mit zusätzlichen Mauern versehen.» Doch das ist kein garantierter Schutz.
«Ziel ist es, die Schäden zu minimieren», sagt Ottone. Aber es brauche Zeit, all die Gebäude einzupacken. Aber die Zeit fehlt. Deshalb wurde schon einiges zerstört. «Über 30 Gebäude sind ganz oder teilweise beschädigt», sagt Ernesto Ottone Ramirez.
Dass die Russen absichtlich auf historische Gebäude zielen, glaubt die Unesco nicht. In einem Krieg gäbe es immer Kollateralschäden. So wären eigentlich auch Schulen und Spitäler durch die Kriegskonventionen geschützt. Doch auch sie werden im Ukraine-Krieg durch Bomben getroffen.
Gemälde bleiben oft verschollen
Dem Unesco-Vizedirektor bereitet aber noch etwas anderes Sorgen. Derzeit sind Mitarbeitende der ukrainischen Museen dabei, Ausstellungsstücke in Sicherheit zu bringen. Diese Kulturgüter sollen nicht zerbombt werden, aber sie sollen sie auch nicht ausser Landes bringen.
«Das Problem bei diesen Rettungsaktionen ist, dass man oft nicht weiss, wohin diese Kulturgüter gebracht werden.» Nicht mal der Unesco werde das mitgeteilt – aus Gründen der Sicherheit. Aus anderen Konflikten weiss man aber, dass nach dem Krieg längst nicht alle in Sicherheit geglaubten Gemälde, Skulpturen oder historischen Möbel wieder auftauchen.
Ein Verlust für die Welt
Seit über drei Wochen lassen die Russen nicht von ihrem Plan ab, die Ukraine in ihre Gewalt zu bringen. Bis jetzt sind sämtliche Friedensbemühungen gescheitert.
Auch wenn viele Städte heute noch kaum beschädigt sind, ist der Unesco-Vizedirektor Ernesto Ottone Ramirez beunruhigt. «Ich kann nicht positiv sein. Wir wissen noch gar nicht genau, was alles bereits zerstört wurde», sagt Ottone Ramirez. Jeder Verlust eines Kulturgutes sei nicht nur für das betroffene Land schlimm. Es sei ein Verlust für die ganze Menschheit.